Er ist Autor, Islamwissenschaftler, arbeitet am Institut für Jüdische Geschichte in München und bricht Tabus, um über Islamismus aufzuklären. Mit uns sprach Hamed Abdel-Samad über Radikalismus, Faschismus und ungesteuerte Individualisierung. Von Julia Kaldori
wina: Sie nehmen sich in der kritischen Auseinandersetzung mit dem Islam kein Blatt vor den Mund. Ihr aktuelles Buch trägt den Titel „Islamischer Faschismus“. Gegen Sie wurde eine Fatwa erlassen, sie leben mit Drohungen und unter ständiger Polizeibewachung. Warum machen Sie trotzdem weiter?
Hamed Abdel-Samad: Weil ich nicht akzeptiere, dass im 21. Jahrhundert, nach Voltaire, Kant und Spinoza und nach Ende des Faschismus, ein Schriftsteller, nur weil er etwas geschrieben hat, seine Meinung geäußert hat, mit dem Tod bedroht wird. Würde ich schweigen, würde ich jenen, die mich bedrohen, Recht geben. Bei mir funktioniert diese Einschüchterung nicht. Im Gegenteil, ich werde noch lauter, noch deutlicher. Es ist gefährlich und ich lebe mit dieser täglichen Bedrohung, aber ich habe keine andere Wahl, denn sonst könnte ich mich selbst nicht mehr im Spiegel anschauen.