Hausherren aus Israel

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Vor Kurzem hat der Unternehmer Teddy Sagi 25 Prozent der Immobiliengruppe Conwert gekauft. Er ist hierzulande nicht der einzige israelische Investor in dieser Branche. Von Reinhard Engel 

Wochenlang versuchte im Frühjahr die große Immobiliengruppe Deutsche Wohnen die österreichische Conwert zu übernehmen, es gab ein Hin-und-her-Gezerre um Preis und Konditionen, bis der Deal schließlich platzte. Und dann kam die Überraschung: Teddy Sagi, ein Israeli, tauchte plötzlich auf, und ohne langes Fackeln kaufte er ein Viertel des auf gehobene Zinshäuser spezialisierten Unternehmens. Es war der österreichische Bau-Tycoon Hans Peter Haselsteiner, der sein Aktienpaket abgab.

Teddy Sagi, 1972 in Tel Aviv geboren, machte sein Vermögen mit zahlreichen Internetunternehmen.

Haselsteiner erlebte davor nicht gerade immer Freude mit seinem Investment: Conwert schrieb wiederholt rote Zahlen, die Managements wechselten, es gab Diskussionen um die Strategie, der Aktienkurs enttäuschte. Die Gruppe setzt ihren Schwerpunkt auf Altbau-Mietobjekte in Wien und Berlin, daneben befinden sich auch Bürohäuser im Portfolio. Gegründet hatte das Unternehmen der Wiener Günter Kerbler, und er hatte auch die Expansion nach Deutschland gestartet, wo vergleichsweise höhere Renditen zu erzielen sind.

Sagi kommt aus einer ganz anderen Branche. Der 1972 in Tel Aviv Geborene machte sein Vermögen mit unterschiedlichen Internetunternehmen, das Spektrum reicht von Sex-Websiten bis zur äußerst erfolgreichen, an der New Yorker Börse notierten Gambling-Software-Firma Playtech und zu Plattformen für Sportwetten oder Devisenhandel. Aber er hält auch umfangreiche Investments an Immobilien, vor allem in London.

Sagi ist nicht der einzige Israeli, der sich in Wien am Immobilienmarkt engagiert. Vor zwei Jahren beteiligte sich der Diamanten- und Rohstoffunternehmer Beny Steinmetz an einer Großübernahme in Deutschland, die Rene Benko, der Gründer der Wiener Signa-Gruppe, eingefädelt hatte. Es ging damals unter anderem um 17 Karstadt-Kaufhäuser in Deutschland, darunter so luxuriöse wie das KaDeWe in Berlin oder Oberpollinger in München. Inzwischen hat sich diese Partnerschaft wieder aufgelöst: Signa behielt die Premium- und Sport-Immobilien, Steinmetz zog sich auf die 15 klassischen Karstadt-Häuser zurück. Eine Begründung für diese Trennung gaben beide Seiten nicht.

Erst im Mai fand sich ein weiterer israelischer Investor in Österreich in den Schlagzeilen der Wirtschaftspresse. 2008 hatte Gazit-Globe Meinl European Land (MEL) mehrheitlich übernommen, eine Immobiliengruppe, die aus dem ehemaligen Meinl-Lebensmittelkonzern entstanden war und auf Einkaufszentren und Supermärkte in Osteuropa spezialisiert war. Jetzt entschied der Oberste Gerichtshof in Wien, dass Atrium European Real Estate – so heißt das Unternehmen jetzt – für frühere Unregelmäßigkeiten der Vorgängerfirma zahlen muss. Konkret geht es um die Entschädigung von Anlegern, die von MEL einst irreführend informiert worden waren. Wie teuer das für Atrium noch werden kann, ist unklar. Gazit-Globe besitzt mit Atrium in Mittelosteuropa etwa 80 Retail-Immobilien mit einem Wert von 2,6 Mrd. US-Dollar. Der Mutterkonzern Gazit-Globe notiert an den Börsen von Tel Aviv, New York und Toronto und gehört zu den größten spezialisierten Immobiliengesellschaften der Welt – neben Einkaufszentren gibt es noch einen Schwerpunkt bei Privatspitälern. ◗

Bild: © privat

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