Herr Xu kocht – fleischlos

In Wien Neubau bietet eines der ältesten vegetarischen Restaurants ein (nicht-koscheres) günstiges Mittagsbuffet – und abends mehr als acht asiatische Schätze

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© Reinhard Engel

WINA-TIPP
XU’S COOKING
Kaiserstraße 45 (bei der Westbahnstraße) 1070 Wien
Täglich 11:30–15 Uhr u. 17:30–22 Uhr; Di. u. Mi. 17:30–22 Uhr
xuscooking.eatbu.com

Es ist halb zwei, und das Lokal brummt. Kaum ein Tisch bleibt frei, rund ums Buffet in der Mitte des großen Raums kreisen aufmerksam gespannt die Gäste. „Wir kochen seit mehr als 20 Jahren vegetarisch“, erzählt die freundliche Kellnerin. „Am Anfang war es wirklich schwer. Inzwischen kommen die Leute, vor allem viele Junge.“ Und dann sind da Geschäftsleute und Senioren aus der Umgebung, man hört ungarisch und deutsch mit germanischem Einschlag, wohl Touristen vom Hotel Kaffeemühle im selben Häuserkomplex.

Gegründet hatte das Xu’s Cooking Xu Sheng Quan aus China. Einige Jahre lang hatte er einen Koch angestellt, jetzt steht der Chef wieder selbst am Herd. Auf der Website und der Speisekarte liest man von „klassisch vegetarischen Gerichten“, aber auch von „Fleischersatzspeisen“, auf Basis von Soja, Bohnen oder Tofu. „Diese Speisen sind dem Aussehen und Geschmack von Fleisch und Fisch nachempfunden, aber selbstverständlich zu 100 Prozent vegetarisch.“ Dabei ist der Großteil der Angebote sogar vegan, nur einige wenige Gerichte zeigen auf der Karte mit einem Sternchen an, dass bei ihnen Eier oder Käse verwendet werden, sie daher „nur“ vegetarisch sind.

Vegetarisch, vielfältig, familiär: Hier kocht der Chef persönlich.

Zurück zum asiatischen Mittagsbuffet. Um heiße 12,90 Euro findet sich ein reichhaltiges und schmackhaftes Angebot. Es beginnt mit vegetarischen Sushi oder Pikanter Suppe mit Ei, setzt sich fort mit gebackenen Frühlingsrollen, Champignons, Grill Jiao Zhi (Gemüseteigtaschen) und zarten Kartoffelkroketten, dazu süß-saure und dunkle Saucen (letztere aus Soja mit Knoblauch). Weiter geht es mit gebackenem Soja-Fleisch, das aussieht wie kleine Medaillons, gebackenem Biokürbis und gebratenem Mango-Curry „Huhn“, dazu gebratenen Eierreis oder frische Hausnudeln. Einige knackige Salate – unter anderem mit Kraut und Sprossen – runden den Hauptgang ab. Als Desserts finden sich neben frischem Obst etwa Schokobällchen mit Kokos sowie eine Art Apfelstrudel. Über die Beliebtheit dieses Angebots baucht man sich nicht zu wundern.

© Reinhard Engel

Abendgäste müssen sich freilich durch eine mehrere Seiten lange Speisekarte durcharbeiten, die an die einstigen klassischen China-Lokale in Österreich erinnert. Die Vorspeisen beginnen – Überraschung – mit Gemüse-, Frühlings- und Sommerrollen, um 3,90 bis 4,90 Euro. Die köstlichen Erdnussgemüsebällchen kennen manche schon vom Buffet, ebenfalls um 4,90 Euro. Die teuerste Vorspeise ist das Avocado-Maki mit Spießen um 7,20 Euro.

Unter Nudeln und Reis finden sich erstmals Gerichte, die mit einem kleinen roten Pfefferoni gekennzeichnet sind, also scharf, etwa die Udon-Nudelsuppe mit „Fleisch“ und Gemüse um 12,90 Euro. Auch unter den Spezialitäten taucht die Warnung für vorsichtige Konsumenten wieder auf, so bei den Acht Schätzen oder beim „Rindfleisch“ mit Wasserspinat (jeweils 11,80 Euro).

Was die Getränke betrifft, geht Herr Xu nicht mit seinen inflationsgetriebenen Gastrokollegen einher: Das große Bier (Zipfer) kostet noch knapp unter fünf Euro, das Achterl Zweigelt oder Grüner Veltliner 2,90 Euro.

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