Holocaust-Erinnerungen am Wiener Life Ball

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Inspiration. Mein Vater hat einmal gesagt: I hope that there is hope. © Daniel Shaked
Inspiration. Mein Vater hat einmal gesagt: I hope that there is hope. © Daniel Shaked

Von der Hatikwa, bis zu den spirituellen Klängen des Kaddisch – Gebetes, mündend in einem rockigen Popsong. Jeremy Schonfeld verarbeitet in seinem Konzeptalbum Iron & Coal das Schicksal seiner Familie. Von Iris Lanchiano 

wina: Warum der Start ihrer Veröffentlichung in Wien am Life Ball?
Jeremy Schonfeld : Wir haben das Album Iron & Coal letztes Jahr im Januar hier in Wien aufgenommen. Werner Stranka und Martin Gellner, das Produzententeam von Beat 4 Feet, haben seit Jahren die musikalische Leitung des Life Balls. Ich wollte schon letztes Jahr dabei sein, aber durch den Tod meines Vaters musste ich absagen und bin nur für die Makkabi-Spiele gekommen.

wina: Ihre Beziehung zu Wien?

Jeremy Schonfeld/ © Daniel Shaked

JS: Das erste Mal kam ich im August 2010 nach Wien. Ich fuhr mit dem Team von Beat 4 Feet zusammen nach Auschwitz. Wir verstanden uns sehr gut, und ich wollte mit ihnen in Wien arbeiten. Zu wissen, dass mein Vater aus Munkács stammt, was zwar nicht Wien ist, aber auf jeden Fall näher als New York, gab der ganzen Produktion die nötige Tiefe.

wina: In ihrem Album „Iron & Coal“ verarbeiten Sie ihre Familiengeschichte. Wie ist Ihr Vater, der in Ungarn geboren wurde, in St. Louis gelandet, wo Sie aufgewachsen sind? 

JS: Ein Onkel meines Vaters hat es geschafft, vor dem Zweiten Weltkrieg in die USA auszuwandern. Er hat jemanden aus St. Louis getroffen und ist dorthin gezogen. Dann ist der Teil meiner Familie, der überlebt hat, nachgekommen. Mit dieser Familiengeschichte aufzuwachsen, hat mich sehr geprägt, und ich wusste, dass ich irgendwann dieses Thema musikalisch verarbeiten möchte. Mein Vater Gustav Schonfeld hat seine Memoiren in einem Buch verarbeitet (Absence of Closure), und als er krank wurde, habe ich gewusst, dass der Zeitpunkt für dieses Album gekommen war.

wina: Ist Ihr Vater jemals wieder zurückgekehrt?

JS: Ja, er war in Munkács, aber nie in Auschwitz. Mein Vater war ein sehr weiser Mann, ein Wissenschaftler. Er hat sein ganzes Leben lang nach Antworten gesucht. Aber eine Frage konnte er sich nie beantworten: das Warum? Die große Frage. Meine Familie hat sich von ihrem Land verraten gefühlt.

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wina:Welche Rolle spielt das Judentum in ihrem täglichen Leben?

JS: In einer jüdischen Familie aufzuwachsen hat mich sehr geprägt. Ich folge zwar nicht allen Regeln des Judentums, aber ich verstehe sie. Freitagabend war die ganze Familie zusammen. Selbst meine Freunde haben gewusst: Jeremy geht am Freitag erst nach seinem Schabbat-Essen aus dem Haus. Der Schabbat ist für mich der Eckpfeiler der jüdischen Religion und ein spirituelles Erlebnis.

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