In der Oper groß geworden

Von der Kinderoper zu Wagners Nibelungen. Die wandelbare Mezzosopranistin Zoryana Kushpler erzählt im WINA-Gespräch über ihre Kindheit in Lemberg und ihre Karriere an der Wiener Staatsoper.

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Interview mit Zoryana Kushpler

Wina: Sie gehören seit zehn Jahren dem Ensemble der Wiener Staatsoper an. Zu Jahresende waren Sie in mehreren Strauss-Partien sowie als Prinz Orlofsky in der Fledermaus zu hören. Welche Partien werden Sie 2018 in Wien singen?

Zoryana Kushpler: Jetzt kommt zuerst die schöne Rolle der Fairy in der Kinderoper Cinderella, einer Komposition des britischen Wunderkindes Alma Deutscher. Dann folgt die Rolle der Madelon in Andrea Chénier von Umberto Giordano, und im Frühjahr singe ich die Flosshilde und die Erste Norn in Richard Wagners Ring des Nibelungen. Die weiteren Rollen erfahre ich erst, wenn das Programm der Staatsoper für die Spielzeit 2018/2019 bekanntgegeben wird.

Ihr Debüt in den USA gaben Sie 2012 auch in Wagners Ring des Nibelungen mit dem Cleveland Orchestra. In Europa hört man Sie verstärkt im italienischen und französischen Fach. Singen Sie jetzt auch in Wien mehr Wagner-Partien?
Als Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper singe ich wie alle anderen Kollegen auch in Wagner-Opern. Da bin ich natürlich keine Ausnahme.

Sie wurden in Lemberg in eine Musikerfamilie hineingeboren. Mit fünf Jahren lernten Sie bei ihrer Mutter Klavier, wechselten aber später zur Violine. Wann war Ihnen klar, dass Sie Sängerin werden wollten?
Mein Vater war ein sehr bekannter Opernsänger, und so bin ich eigentlich in der Oper groß geworden. Bereits mit sechs Jahren kündigte ich an, dass ich die Rolle der Carmen singen werde.

Sie haben auch zeitweise bei Ihrem Vater studiert. War das leichter oder schwerer?
Es war leicht und schwer zugleich. Die ersten Jahre waren hart, denn mein Vater hatte keine Gnade mit mir, doch ich bin ihm ewig dankbar dafür! Ab dem dritten Studienjahr verfügte ich schon über ein gewisses Können, und damit kam auch die große Freude am Studium und am Singen.

»Bereits mit sechs Jahren kündigte ich an,
dass ich die Rolle der Carmen singen werde.«
Zoryana Kushpler

Hat Ihre Familie in Lwiw, also Lemberg, bewusst jüdisch gelebt?
In Zeiten der Sowjetunion verfügten wir leider über kein großes Wissen, weder über die jüdische Kultur noch insbesondere über die Religion.

Seit wann ist Wien Ihr Lebensmittelpunkt?
Seit 2007, als ich zum Vorsingen an die Wiener Staatsoper gekommen bin. Ich habe mich augenblicklich in diese Stadt verliebt. Seitdem fühle ich mich in Wien zu Hause.

Sie sind auch als Konzertsängerin ein gefragter Gast in den wichtigen europäischen Musikzentren. Was singen Sie lieber, Konzertprogramme oder Opernpartien?
Ich singe beides sehr gerne. Eine Sängerin muss unbedingt Kammermusik in ihrem Repertoire haben, denn es hält die Stimme flexibel. Nur Opern zu singen, wäre für mich persönlich nicht befriedigend.

Sie haben eine Zwillingsschwester, Olena, die Pianistin ist. Treten Sie öfter gemeinsam auf?
Wir machen regelmäßig gemeinsame Liederabende und haben auch schon zwei CDs zusammen gemacht: eine mit russischen und eine mit spanischen Liedern. Jetzt bereiten wir gerade eine CD mit den Werken unseres Vaters vor.

Welche Traumrollen möchten Sie in nächster Zukunft singen?
Ich arbeite gerade an einer meiner Traumrollen – und zwar studiere ich derzeit die Amneris in Verdis Aida ein.


Zoryana Kushpler
Die Mezzosopranistin Zoryana Kushpler wurde im ukrainischen Lwiw (Lemberg) geboren und lernte ab dem fünften Lebensjahr zunächst Klavier bei ihrer Mutter, wechselte aber später zur Violine. Ab 1993 studierte sie Gesang in der Klasse ihres Vaters, Prof. Igor Kushpler, an der Musikhochschule in Lwiw und trat bereits während des Studiums erfolgreich am dortigen Opernhaus als Rosina in Rossinis Il Barbiere di Sevilla sowie als Maddalena in Verdis Rigoletto auf.

1998 wechselte Kushpler an die Musikhochschule nach Hamburg und erhielt wichtige künstlerische Impulse in Meisterkursen bei Teresa Berganza und Renata Scotto. Zu den zahlreichen Auszeichnungen, die ihr verliehen wurden, zählte 2000 der 1. Preis beim renommierten ARD-Musikwettbewerb in München. Sie gastierte u. a. in Bern, Prag, München und London. Seit 2007 ist sie Ensemblemitglied der Wiener Staatsoper. Seit 2008 gastiert Kushpler auch regelmäßig an der Volksoper Wien, dort war sie bisher als Carmen, Giulietta, Maddalena oder Orlofsky zu erleben. Als Konzertsängerin ist sie daneben in zahlreichen europäischen Musikzentren tätig.

Zoryana Kushpler sang unentgeltlich bei einer WIZO-Gala und trat bereits im Maimonides-Zentrum auf.

 

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