Der israelisch-amerikanische Orientalist Abraham Winitzer im Gespräch über seinen großen Vorgänger, den in Wien geborenen A. Leo Oppenheim.
Interview & Foto: Reinhard Engel
WINA: Herr Professor Winitzer, Sie sind an die Universität Wien gekommen, um über Professor Leo Oppenheim zu sprechen – in einem Vorgriff auf Ihre intellektuelle Biografie des großen Orientalisten. Was war eigentlich seine Bedeutung für das Fach, sowohl in seiner neuen Heimat Chicago als auch in der akademischen Welt?
Abraham Winitzer: Leo Oppenheim war Assyriologe, beschäftigte sich also mit dem alten Mesopotamien, oder besser insgesamt mit dem alten Nahen Osten. Dabei gehört er zu den Wissenschaftern mit dem größten Einfluss, die dieses Fach im 20. Jahrhundert eigentlich definiert haben. Er tat das mit seiner eigenen Forschungsarbeit, aber auch als Herausgeber eines umfangreichen Wörterbuchs, das als wichtigste Grundlage dieses Studienfachs bezeichnet worden ist. Und er ist bis heute hoch anerkannt, für seine historischen Einschätzungen, seine intellektuellen Visionen wie auch für seine grundlegenden Definitionen, was das alte Mesopotamien eigentlich ausgemacht hat.