Israel mit der Welt verbinden

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Noch keine Wegweiser führen bislang zu den neuen, am Strand von Tel Aviv-Jaffa gelegenen Studios und Büros des ambitionierten Nachrichtensenders i24news, der am 17. Juli dieses Jahres seinen Sendebetrieb aufgenommen hat. © i24news

Der neue internationale Nachrichtensender i24news mit Sitz in Jaffa will mit dem arabischen Al-Dschasira um Zuschauer konkurrieren. Gesendet wird auf Englisch, Französisch und Arabisch – mit Schwerpunkt Nahost und Israel. Nachrichten aus Tel Aviv von Gisela Dachs

Der Blick nach draußen gleitet auf das tiefblaue Mittelmeer, wo sich im Hafen von Jaffa die Yachten aneinanderreihen. Eine ist mit glitzernden Stoffen dekoriert; sie lässt sich für Feste mieten. Dann, wenn die Hitze gegen Abend ein wenig nachgelassen hat. Drinnen bei i24news aber wird auch jetzt in der Mittagszeit hart gearbeitet. Die Klimaanlagen in den Büros und Studios laufen auf Hochtouren. Noch gibt es keine Schilder, die den Weg zu dem neuen internationalen Nachrichtensender aus Israel weisen. Sie werden gerade angefertigt.

Erst vor wenigen Wochen hat die Ausstrahlung des Rund-um-die-Uhr-Programms von i24news begonnen. Nachrichten aus der ganzen Welt, besonders aber aus dem Nahen Osten und speziell aus Israel, werden hier in drei Sprachen produziert und auf dem Globus verbreitet – auf Englisch, Französisch und Arabisch. Das Ziel ist hochgesteckt: Der Privatsender möchte dem omnipräsenten Al-Dschasira Konkurrenz machen. Mit ein paar kleinen Unterschieden, wie seine Gründer herausstreichen: i24-news berichtet aus einem demokratischen Land, und anders als Al-Dschasira, das vom Emir in Katar finanziert wird, handelt es sich um einen von nur drei der heute existierenden 17 internationalen Sender, die nicht staatlich, sondern privat unterstützt werden.

Der neue TV-Kanal soll eine „andere Sicht auf Israel“ bringen. Franck Melloul, Geschäftsführer

Der Startschuss für i24news fiel am 17. Juli, nach einer nur viermonatigen Planungszeit. Der neue TV-Kanal soll eine „andere Sicht auf Israel“ bringen, wie sie in den anderen internationalen Sendern fehlen würde, kündigte der 40-jährige Geschäftsführer Franck Melloul beim Launch an. Man will mit Vorurteilen gegen Israel aufräumen, dafür soll eine professionelle Berichterstattung sorgen. Zielgruppe seien dabei bewusst nicht die eigenen Landsleute, „sondern Menschen, die Israel vielleicht hassen“, also vor allem auch die arabische Welt. Es sei „an der Zeit, dass eine andere Stimme aus dem Nahen Osten gehört wird“, sagte Melloul, der als Schweizer schon für den ehemaligen französischen Premierminister Dominique de Villepin als Kommunikationsberater gearbeitet und an der Entwicklung des französischen Nachrichtenkanals France24 mitgewirkt hat.

Werbung gibt es auf i24news – noch – nicht

Wobei man sich natürlich fragt, wie sich so ein Unterfangen langfristig halten können wird. Hinter dem Sender steht der aus Frankreich stammende Geschäftsmann Patrick Drahi; ihm gehört unter anderem der israelische Kabelfernseh- und Mobilfunkbetreiber Hot. Drahi macht aus seinen Motiven keinen Hehl und hat sich vermutlich, wie viele, über die häufig einseitige Berichterstattung über Israel in den internationalen Medien geärgert. Er glaubt, dass „eine ausgewogene und besonnene Beschreibung der israelischen Lebensverhältnisse zu einem besseren Image des Landes“ beitrage. Es geht letztlich um professionellen Journalismus, der mit viel Insiderkenntnis betrieben werden soll.

Zu den Journalisten gehören Juden, Muslime, Christen und Drusen. Übersetzer sorgen dafür, dass das Programm in allen drei Sprachen weitgehend deckungsgleich ist.

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Mindestens drei Jahre lang will Drahi für das Budget aufkommen. Das lässt den mehr als 200 Mitarbeitern erst einmal Luft, um ihr Projekt sorgenfrei aufzubauen. Auf den 1.500 Quadratmetern brandneuer Bürofläche, auf denen sich neben einem großen Newsroom auch drei Fernsehstudios befinden, herrscht ein Sprachengewirr. Zu den Journalisten gehören Juden, Muslime, Christen und Drusen. Übersetzer sorgen dafür, dass das Programm in allen drei Sprachen weitgehend deckungsgleich ist. So genau weiß noch niemand, wer die Zuschauer sind. Bisher können 300 Millionen Haushalte den Sender via Fernsehbildschirm erreichen. Außer über das Internet wird i24news auch über Kabel- und Satellitenfernsehen in Europa, Afrika, im Nahen Osten und Asien angeboten. Ab 2014 ist eine Ausweitung in die USA geplant. In Israel lässt sich das Nachrichtenprogramm allerdings nur per Live-Streaming auf dem Computer verfolgen.

Die Website

Und natürlich gibt es auch eine eigene Website. Adar Primor, ehemals Journalist bei der israelischen Tageszeitung Haaretz, hat die Herausforderung angenommen, den Onlineauftritt zu leiten. Nicht alles werde in allen Sprachen gleich gewichtet, sagt er, es sei klar, dass auf Arabisch mehr über den Nahen Osten berichtet werde als über den Rest der Welt. Es gehe aber auch darum, die israelische Sichtweise mit der Welt zu verbinden.

Über das „Wie“ der Berichterstattung werde intern natürlich jede Menge diskutiert. Als kürzlich ein jugendlicher Sportler namens Hinawi aus Jaffa bei einem internationalen Schwimmwettbewerb als Sieger hervorging, schien es manchen nur natürlich, ihn nicht nur als Israeli, sondern als arabischen Israeli vorzustellen. Andere wiederum fanden das inakzeptabel, schließlich würde niemand in den französischen Medien den ethnischen Hintergrund eines Spitzensportlers herausstreichen. Was wiederum die Frage aufwarf, warum diese Nachricht dann möglicherweise für die arabischen Zuschauer überhaupt relevant wäre. Ein dritte Gruppe wiederum plädierte für politische Korrektheit und wünschte sich das Etikett: Palästinenser in Israel. Am Ende habe man sich dann mit dem lapidaren, aber dennoch aussagekräftigen Hinweis „Hinawi aus Jaffa“ beholfen, berichtet Adar Primor, „denn diese Tatsache trug ja mit dazu bei, dass wir überhaupt über seinen Erfolg bei uns berichten wollten.“

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