Kampf gegen Krebs zwischen Wien und Tel Aviv

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Ein österreichisch-israelisches Foschungsprojekt zur Bekämpfung von Blut- und Knochenkrebs bei Kindern.

Von Marta S. Halpert   

Es war ein würdiges Geschenk des scheidenden israelischen Botschafters Zvi Heifetz: Bei einem Abschiedsfest, das die Ärztin Hava Bugajer ihm zu Ehren ausgerichtet hatte, kündigte Heifetz gemeinsam mit zwei hochkarätigen Wissenschaftern ein österreichisch-israelisches Forschungsprogramm an, bei dem es um neue Therapieansätze für krebskranke Kinder geht. Um diese spezifische Forschung beginnen zu können, fehlte es an finanziellen Mitteln. Durch die spontane und erfolgreiche Aktion des Botschafters, der im Freundeskreis großzügige Spender gefunden hatte, kann nun das Forschungsprojekt gestartet werden.

Bei dem gemeinsamen Programm sollen nun die molekularen Gemeinsamkeiten von kindlichen Leukämien und Knochentumoren untersucht werden.

Shai Izraeli und Heinrich Kovar: eine 20-jährige berufliche Freundschaft zwischen Wien und Tel Aviv.
Shai Izraeli und Heinrich Kovar
Eine 20-jährige berufliche Freundschaft zwischen Wien und Tel Aviv.

Die neue Kooperation zwischen der St.-Anna-Kinderkrebsforschung in Wien und dem Sheba Medical Center in Tel Aviv beruht auf einer alten Freundschaft eines israelischen und österreichischen Forschers. „Shai Izraeli hat bereits als junger Mediziner in Wien bei uns am Ins­titut gearbeitet, mit seinem dynamischen Erfindergeist mehrere Abteilungen immer in die Pflicht genommen und mit seinen Ideen angestachelt“, lacht Heinrich Kovar, Universitätsprofessor und wissenschaftlicher Direktor der St.-Anna-Kinderkrebsforschung. Seit 1990 besteht diese Freundschaft des Wiener Molekularbiologen mit dem israelischen Kollegen, der es zum führenden Kinder-Leukämie-Spezialisten Israels gebracht hat.

Multidisziplinär forschen

Bei dem gemeinsamen Programm sollen nun die molekularen Gemeinsamkeiten von kindlichen Leukämien und Knochentumoren ebenso untersucht werden wie die therapieinduzierten Erkrankungen bei Kindern, die sich einer Chemotherapie unterziehen müssen. „Wir müssen jene Folgekrankheiten, die durch die intensive Krebsbehandlung entstehen, zu vermeiden lernen“, erklärt Professor Kovar, und sein israelischer Kollege fügt hinzu: „Unsere Zusammenarbeit basiert darauf, dass dieselbe Klasse von Onkogenen für die Entstehung von speziellen Formen des Blut- und Knochenkrebses bei Kindern und des Prostatakrebses bei Erwachsenen verantwortlich ist. Unsere derzeitige Forschung fokussiert darauf, einen Weg zu finden, um die Wirkung dieser Onkogene bei der Therapie zu blockieren.“

Um so wichtige Forschung betreiben zu können, ist Multidisziplinarität gefragt, die natürlich auch finanziert werden muss. Oft reichen heute die Mittel von Einzelstaaten, aber auch von großzügigen privaten Sponsoren nicht aus. „Wir haben in 30 Forschungsinstituten Partner gefunden, die sich mit uns gemeinsam diese spezielle Familie von Molekülen anschauen wollen, die als Regulatoren einer Vielzahl anderer Gene funktionieren. Denn bei Krebserkrankungen werden die Gene falsch geschaltet.“

Unabhängig davon, ob eine Finanzierung durch das Forschungsförderungsprogramm Horizon 2020 der EU zustande kommt, haben Kovar und Izraeli bereits jetzt ein kleineres Programm auf bilateraler Ebene in Angriff genommen. „In der Familie der Moleküle gibt es speziell zwei, die beim Ewing-Sarkom eine wichtige Rolle spielen, und das wollen wir uns genauer anschauen“, so Professor Kovar, der schon beim Aufbau der St.-Anna-Kinderkrebsforschung vor 20 Jahren dabei war.

Mit dem in Österreich aufgebrachten Geld kann jetzt das Sheba Medical Center in Israel das passende Gerät kaufen, um Leukämien genauer zu analysieren. „Wir führen Daten aus Israel und Wien hier zusammen, vergleichen die verändert regulierten Gengruppen, die in Leu­kämie und Knochenkrebs überlappen, und schließen so auf die involvierten Krankheitsmechanismen.“ Bei Kindern und jungen Erwachsenen ist das Ewing-Sarkom der zweithäufigste maligne Knochentumor; Buben erkranken öfter als Mädchen. Betroffen sind in erster Linie Kinder und Jugendliche. Die gute Nachricht: Kindliche Leukämien sind generell gut heilbar, der Heilungserfolg tritt bei 90 Prozent ein.

Die Professoren Kovar und Izraeli bleiben weiterhin auf kleine und große Sponsoren angewiesen. Wer den umtriebigen Botschafter Zvi Heifetz kennen gelernt hat, weiß, dass er für die weitere Unterstützung dieses sinnvollen Projektes sorgen wird. ◗

Bilder: © Sheba Medical Center; St. Anna Kinderkrebsforschung

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