Kretischer Wein

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Das Orpheus in der Wiener City war einst ein bekanntes ungarisches Weinhaus. Heute genießt man hier leichte kretische Küche.

Die schwarzen eisernen Luster verweisen noch auf die Geschichte des Ortes: Ranken und Weinlaub deuten unmissverständlich darauf hin, was einst der Betriebszweck war. 1925 hatte hier Alador Patacki sein Ungarisches Weinhaus eröffnet, und es wurde bald ein In-Lokal seiner Zeit. 1980 sperrte dann ein kretischer Gastronom das Orpheus auf – und es war Treffpunkt von Studenten und Insel-Touristen, die hier ein wenig vom ungezwungenen südlichen Lebensstil weiter praktizieren wollten. Im Keller spielten unterschiedliche Bands, unter anderem lateinamerikanische Musik.

Heute ist das Orpheus eleganter, urbaner, luftiger: Türkisgrüne Polstersessel, große Spiegel und bunte, moderne Gemälde formen ein Ambiente, das erahnen lässt, wie Griechenland ohne Krise aussehen könnte. Eleftherios Dermitzakis ist seit 1998 Besitzer des Lokals, und er hat es mit vielen kleinen Adaptionen und zwei umfangreicheren Renovierungen zu dem beliebten Innenstadt-Griechen gemacht, das es heute ist. Dermitzakis war aus privaten und beruflichen Gründen nach Wien gekommen. Er hatte nach der Hotelfachschule in Athen einige Monate am Wiener Modul Kurse belegen wollen – und war auch einer Wienerin nachgefahren, die er auf Kreta kennen gelernt hatte. Sie wurde später seine Frau.

Die kretische Küche verwendet vor allem viel mehr Gemüse als andere Regionen.

Orpheus2EngelEr stammt aus Kreta, sein Vater war ein Schneider, der auch Olivenhaine besaß. „Für die Landwirtschaft bist du nicht geeignet“, hatte ihm dieser gesagt, also lernte er das Hotel- und Gastronomiegeschäft. Dermitzakis betreibt noch das Ellas am Judenplatz, letzteres etwas gehobener mit kreativer mediterraner Küche, das Orpheus etwas bodenständiger, aber ebenfalls modern. Zwar findet man hier die bekannten Klassiker der griechischen Küche wie diverse Spieße, aber der kretische Einschlag ist auch hier unübersehbar. „Die kretische Küche verwendet vor allem viel mehr Gemüse als andere Regionen“, erzählt der Chef. „Und eine Besonderheit sind die Wildkräuter, chorta, die wir frisch geliefert bekommen.“ Die Speisekarte enthält viel Fisch, eher gegrillt denn gedünstet, Lamm-, Schaf- und Kitzbraten, zahlreiche vegetarische Gerichte, ob Teigtaschen mit Schafkäse und Spinat, mit Erbsen gefüllte Artischocken oder vegetarische Burger mit gegrilltem Halloumi.

Täglich bietet das Orpheus ein Mittagsmenü zwischen 9,20 und 10,20 Euro an, jeweils eine Fisch-, Fleisch- und vegetarische Variante. Das kann Zanderfilet in Paprikasauce sein, Maishuhn in Dattelkruste, Kürbisgnocchi oder Salsa-Spargel-Lasagne. Alle drei Wochen gibt es einen Sonntagsbrunch für Familien. Dann wird im Restaurant ein großes Buffet aufgebaut, und im Keller kümmern sich Animateure um die Kinder – diese können dort tanzen, ein wenig Griechisch lernen oder malen. Inzwischen können die Eltern entspannt ein Achtel Wein kosten. „Am Anfang waren die Wiener skeptisch“, erinnert sich Dermitzakis, „aber jetzt trinken sie vor allem griechische Sorten“.
Von Paprikasch

RESTAURANT TIPP:
Restaurant Orpheus
Spiegelgasse 10, 1010 Wien
Öffnungszeiten: Mo.– So., 11.30 –24 Uhr
Tel.: +43/(0)1/512 38 88
E-Mail: office@orpheas.at
orpheas.at

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