Eine Ausstellung in Tel Aviv widmete sich den Erfahrungen afrikanischer Flüchtlinge in Israel. Von Thomas Edlinger
Israels Premierminister Benjamin Netanyahu nennt sie „illegale Infiltratoren“. Rund 55.000 Flüchtlinge vor allem aus Eritrea und dem Sudan sind mittelweile auf Asylsuche in Israel. Tausende von ihnen warten derzeit in dem 2013 eröffneten Auffanglager Holot in der Negev-Wüste mit prekärem rechtlichen Status auf positive behördliche Bescheide – und werden parallel dazu ermuntert, in ein afrikanisches Drittland weiterzureisen.
Der Begriff „Infiltration“ erweckt nicht nur Assoziationen mit der Geschichte des palästinensisch-arabischen Terrors, sondern auch mit den militärischen Frontstellungen zur Zeit des Kalten Kriegs, der von aggressiven Akten der politischen Subversion, der Sabotage und der Spionage im feindlichen Hinterland geprägt war. Eine Ausstellung in der Tel Aviver Non-Profit-Kunstraum Artport kaperte nun diesen Begriff und ließ ihn doppeldeutig schillern. Die Ausstellung The Infiltrators widmete sich nicht nur dem Schicksal der afrikanischen Flüchtlinge und ihren Selbstzeugnissen. Sie bemühte sich auch darum, den westlich-israelisch-europäischen Blick auf die Fremden zu unterwandern und eine Form von gemeinsamer Arbeit an der Sichtbarkeit und Repräsentation der „Infiltratoren“ zu etablieren.