Israel gedenkt der Opfer der Schoa, den gefallenen Soldaten und den Opfern von Terroranschlägen. Schweigeminuten, Sirenen, Trauermusik im Radio und ein abgestimmtes Fernsehprogramm. Hier wird das ganze Land an das Erinnern erinnert. Von Iris Lanchiano
Das Heulen der Sirenen läutet Yom Hazikaron ein. Der Tag, an dem der gefallenen Soldaten und Opfern von Terroranschlägen gedacht wird. Niemand bewegt sich. Soldaten salutieren, Köpfe sind nach unten geneigt. Am Yizhak-Rabin-Platz in Tel Aviv versammelt man sich, um kollektiv zu gedenken. Das ganze Land ist in Blau-Weiß gehüllt. Es ragt aus den Fenstern, in den Schaufensterauslagen, aus den Autos, über Gebäude. Es ist ein schwerer Tag für Israel. Auch wenn man nicht selbst betroffen ist, kennt hier jeder jemanden, der einen Freund oder ein Familienmitglied im Krieg verloren hat. Für viele ist das der wichtigste Tag im Jahr. Man geht zum Friedhof oder besucht die Angehörigen. Ehemalige Soldaten sitzen zusammen und lassen verstorbene Kameraden durch Geschichten und Anekdoten wieder aufleben. Das reguläre TV-Programm wird unterbrochen, und es werden Filme und Dokumentationen zum Thema gezeigt. Auf den meisten Bildschirmen ist nur eine Kerze mit dem Wort „Yiskhor!“ („Erinnerung!“) zu sehen.
Der israelische Schriftsteller Amos Oz schreibt in seiner Geschichte von Liebe und Finsternis: „Die lebendige Erinnerung kommt plötzlich und erzittert gleichzeitig in mehreren Rhythmen, an mehreren Punkten, ehe sie erstarrt und zur Erinnerung der Erinnerung versteinert.“