Jüdin sucht Juden, Heirat erwünscht: In einem Selbstversuch macht sich 2005 die dreißigjährige jüdische Regisseurin Gabrielle Antosiewicz auf den Weg, in Zürich einen Partner zu finden. Von Manja Altenburg
Neugierig darauf, was sich so auf dem schweizerisch-jüdischen Heiratsmarkt tummelt, begibt sich Gabrielle Antosiewicz auf die Suche nach dem geeigneten Mann. Wie „koscher“ soll er (für sie) sein? Eine wichtige Frage, denn schließlich bezeichnet sie sich als eine klassische „Dreitagesjüdin“, eine gängige augenzwinkernde Selbstbezeichnung für alle diejenigen, die ihr Judentum hauptsächlich an den drei höchsten jüdischen Feiertagen praktizieren. Um also herauszufinden, welche Bedeutung das Judentum für sie persönlich in einer Ehe hat, lädt sie vier Heiratskandidaten nacheinander zum „Casting“ in ihre Küche ein. Dort müssen die Anwärter mit ihr die Challa, den traditionellen Hefezopf, den man am Schabbat isst, backen. Für Antosiewicz ist die Küche der geeignete Ort, um etwas über den zukünftigen Gemahl herauszufinden. Nicht nur, um zu erkennen, wie er es mit der Rollenverteilung hält, sondern auch, um gleich zu sehen, wie er sich am Herd anstellt. Antosiewicz’ „Küchencasting“ bietet witzige und gleichzeitig tiefe Einblicke in das Verhalten paarungswilliger Singles. Diskussionen über nichtkoschere Lebensmittel und darüber, für die Liebe seines Lebens zu einer anderen Religion zu konvertieren, entspinnen sich während der Ofen läuft. Diese amüsanten Sequenzen werden durch Interviews abgerundet, in denen junge und ältere, säkulare und orthodox lebende Juden aus drei Familien zu Wort kommen. Über ihren Film, ihre Erfahrungen und „koschere Männer“ sprach wina mit der Regisseurin.
wina: Wie kamen Sie auf die Idee zu „Matchmaker“?
Gabrielle Antosiewicz: Ich konnte mich mit keinem der vielen Berichte über jüdisches Leben in der öffentlichen Diskussion identifizieren. Und ich empfand auch, dass das Thema „Judentum“ immer gleich mit so einer Ernsthaftigkeit angegangen wird, die nicht selten in politischen Israeldiskussionen endet.
wina: Inwiefern haben Sie Ihre filmischen Dating-Erlebnisse verändert?
GA: Eigentlich gar nicht, allerdings war die „Dating-Frequenz“ so hoch, dass ich im Anschluss an den Film erst mal ein Jahr pausieren musste.
wina: Hatten Sie solche Datings überhaupt jemals wirklich vor Augen oder war der Anlass eher ein augenzwinkernder?
GA: Die Dates waren Mittel zum Zweck. Ich wollte die klassischen Portraits über jüdisches Leben mit etwas ganz anderem brechen.
wina: Wie stehen Sie heute zu jüdischen Online-Dating-Portalen? Hat sich Ihre Meinung dazu irgendwie verändert?
GA: Damit habe ich keine Erfahrungen.