Mazl und Schlamassel

Für alles gibt es ein erstes Mal – aber auch ein letztes. In diesem Monat erzählt Schauspieler Cornelius Obonya vom Glück im Unglück und dem Pech, im Pyjama vor dem Fernseher zu sitzen, wenn man eigentlich dort drin zu sehen sein sollte.

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© Ernst Kainerstorfer

Cornelius Obonya eröffnet gemeinsam mit dem Wiener Klezmer Orchester das diesjährige Yiddish Culture Festival (25.11.–13.12.).
A bissele Mazl lautet der Titel des Programms, bei dem Obonya Texte österreichischer jüdischer Autoren liest, die vom Naziregime verfolgt, ins Exil getrieben oder umgebracht worden sind. Als Special Guests werden auch Wiens bekanntester Jazz-Vibraphonisten, Martin Breinschmid, Constantin Moscovici mit seiner Panflöte sowie andere illustre Überraschungsgäste erwartet. Eröffnungsgala A bissele Mazl, 29. November, 19 Uhr, MuTh.
yiddishculturevienna.at

Das letzte Mal
ein bissele Mazl hatte ich, …
als ich versucht habe, schauspielerisch gegen einen Türstock zu knallen, und mich beinahe wirklich am Knie verletzt hätte.

Das letzte Mal, dass mir das Gegenteil davon − also ein Schlamassel − passiert ist, war, …
als ich einen Aufnahmetermin abends im ORF datummäßig verwechselte und ein ganzes Aufnahmeteam plus Kollegen im Studio auf mich warteten, während ich bereits im Pyjama vorm Fernseher lag.

Das letzte Mal, dass ich in meiner Freizeit musiziert habe, …
gab es nicht, denn ich singe jeden Tag vor mich hin.

Das letzte Mal Lampenfieber hatte ich, …
vor dem ersten Wort einer neuen Lesung, die ich selbst zusammengestellt hatte. Stimmen das Programm, das Timing, die Intensität …?

Das letzte Mal als waschechter Wiener gefühlt habe ich mich, …
als ich in den Nachrichten hören musste, dass sich die Beamten in den Aufnahmeverfahren Asylwerbern und deren Helfern gegenüber immer schlechter benehmen. Naja, wer’s nicht schon wusste …

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