Die Schauspielerin und Entertainerin spricht über ihre künstlerischen und gesellschaftspolitischen Anliegen mit Marta S. Halpert.
wina: Verdanken Sie Ihr vielseitiges künstlerisches Talent auch dem Umstand, dass Ihre Mutter Ungarin und Ihr Vater Österreicher sind?
Mercedes Echerer: Ich kann das nicht wissenschaftlich beantworten, aber allein das Faktum, dass man als Kind mehrere Sprachen hört und spricht, stimuliert den Geist anders. Vielleicht ist durch die Sprachen der Zugang zu anderen Kultur leichter und man bekommt automatisch ein reichhaltigeres Repertoire mit. Den Reichtum der Sprachenvielfalt für meine Arbeit als Lesende und Rezitatorin voll ausschöpfen zu können, verdanke ich sicherlich Otto Schenk: 1990 kam ich an das Theater in der Josefstadt, wir spielten zusammen in Amadeus, und zur selben Zeit probte ich gemeinsam mit einer illustren Schar an erfahrenen Kollegen für eine Matinee, eine Lesung zum Thema „Krieg & Frieden“. Ich war das „Kücken“ in diesem erlauchten Kreis und sollte u. a. einen Text von Grillparzer rezitieren; es muss furchtbar gewesen sein, denn mein Intendant, Regisseur und Kollege Schenk bestellte mich zu „Soloproben“ vor jeder Amadeus-Vorstellung, und das wochenlang. Ich habe zuerst nichts begriffen und dachte insgeheim, dem älteren Herrn ist vielleicht ein bissl langweilig… Aber er herrschte mich an: „Du hast zusätzlich eine Sprache in die Wiege gelegt bekommen, warum gibst du dich dieser anderen Klangmelodie, die in dir wohnt, nicht hin?“ Dann ist bei mir endlich der Groschen gefallen, und diese „Nachhilfestunden“ in den knapp drei Monaten haben mich geprägt.