Obwohl immer noch viele Juden in Deutschland Vorbehalte gegenüber dem Dienst an der Waffe hegen, arbeiten heute bereits rund 250 jüdische Soldaten für die Bundeswehr. Tendenz steigend. Von Manja Altenburg
Als 1966 Michael Fürst aus Hannover, heutiger Landesvorsitzender der jüdischen Gemeinden von Niedersachsen, seinen Dienst bei der Bundeswehr antritt, ist er damit der erste jüdische Soldat nach der Schoa in Deutschland. Das tut er aus freien Stücken, denn bis in die dritte Generation sind Nachkommen von Verfolgten des Nazi-Regimes freigestellt. „Ich bin dann auch mit Uniform zum G-ttesdienst gegangen, da kamen schon Bemerkungen über den Verrückten in Hannover, der zur Bundeswehr geht“, erzählt Fürst. Ein Dienst an der Waffe für das Nachfolgeheer der Wehrmacht liegt damals für die allermeisten Juden, ob jung oder alt, jenseits jeglicher Vorstellungskraft. Bis heute hegen so manche jüdische Familien Vorbehalte gegen die Bundeswehr, erzählt Gideon Römer-Hillebrecht, Oberst im Generalstab der Bundeswehr und stellvertretender Vorsitzender des Bundes jüdischer Soldaten (RjF) e.V. Das war allerdings vor der Schoa anders. Als 1914 Kaiser Wilhelm II. Soldaten der Reichswehr an die Front ruft, ist der Jubel auch unter deutschen Juden groß. Damals dachten die meisten Juden, dass sie jetzt endlich beweisen können, „dass wir mit den Deutschen zusammen eine Front sind, und nachher werden sie uns lieben“, erklärt Römer-Hillebrecht. Im preußischen Staat hat das Militär eine herausragende gesellschaftliche Stellung. Juden bietet er darum keinen Zugang zu den höheren militärischen Rängen. Nur zum Christentum Konvertierte werden befördert.