MUSIK ALS ZUHAUSE

Es gibt für alles ein erstes Mal – aber auch ein letztes! In dieser Ausgabe berichtet die israelische Sopranistin Shira Patchornik übers Singen im Auto und erzählt, warum sie nie Lampenfieber hat.

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© Rico Molaro

Shira Patchornik wurde 1993 in Israel geboren und stand schon
mit 14 Jahren als Solistin in kleinen Partien auf der Opernbühne.
Sie absolvierte ihre Gesangsausbildung mit Auszeichnung in Tel Aviv
sowie an der Hochschule für Musik und Theater in Leipzig.
Als mehrfache Preisträgerin gastierte die Künstlerin bereits an
zahlreichen europäischen Opernhäusern.
Ihr künstlerischer Schwerpunkt liegt auf Barockoper und klassischem Lied.
Im Oktober singt sie bei der Serenade des Exils in der ehemaligen Synagoge
St. Pölten und erinnert gemeinsam mit dem Trio Vision an die Musik
jüdischer Komponist:innen, die emigrieren mussten.
26. Oktober 2025, ehemalige Synagoge St. Pölten,
serenadenkonzerte.at

 

Das letzte Mal,

dass mich die Musik glücklich gemacht hat, war …
Musik macht mich jeden einzelnen Tag glücklich – aber als ich vor ein paar Tagen meine Freundin als Liù singen hörte, konnte ich den gesamten dritten Akt über nicht aufhören zu weinen, so überwältigend waren die Emotionen – traurig und glücklich zugleich.

Das letzte Mal, dass mich ein Stück Musik etwas über das Leben gelehrt hat,
war …
in der Oper Orlando generoso von Agostino Steffani (aufgeführt in Potsdam im Juni 2025). Dort habe ich gelernt, dass ich eifersüchtig sein kann und mir dennoch wünsche, dass die Person, auf die ich eifersüchtig bin, großen Erfolg hat – und dass ich sie auf diesem Weg voller Überzeugung unterstützen möchte. Ich habe erkannt, dass meine Güte stärker ist als meine Eifersucht.

Das letzte Mal, dass ich nicht den richtigen Ton getroffen habe, war …
vor etwa einer Woche. Ich sang bei einem Vorsingen eine Arie, die ich sehr gut kenne – und vergaß trotzdem plötzlich meinen Einsatz. Ich stoppte kurz, bat den Pianisten um den Text und sang weiter. Und es war wunderbar. Ich hatte nicht das Gefühl, dass meine Interpretation dadurch im Geringsten gelitten hat.

Das letzte Mal laut bei einem Radio- Hit mitgesungen habe ich …
bei meinem Familienbesuch in Israel. Auf der Autofahrt hat meine Mutter das Radio eingeschaltet, und wir haben gemeinsam alte israelische Lieder gesungen – in Harmonie, die ganze Strecke über.

Das letzte Mal Lampenfieber hatte ich …
Lampenfieber kenne ich nicht. Sobald ich auf der Bühne stehe, bin ich ruhig, fokussiert und ganz bei mir. Dort gehöre ich hin.

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