„Mut zur Sichtbarkeit“

Ben Dagan leitet seit September den Bereich Kommunikation der IKG Wien. Der Politikwissenschafter und Sicherheitsexperte war zuvor in der politischen Kommunikation tätig, zuletzt als Pressereferent im Gesundheitsministerium. WINA sprach mit ihm über seine neue Aufgabe und die Ziele der damit nun weiter professionalisierten Öffentlichkeitsarbeit der Kultusgemeinde.

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WINA: Warum ist es auch für eine kleine Religionsgemeinschaft wichtig, sich professionell zu präsentieren?
Ben Dagan: Bisher hat hier ein kleines Team einen immer größer werdenden Arbeitsauftrag hervorragend gemeistert. Und dass dieser größer wird, zeigt auch, wie lebendig die Gemeinde ist: mit verschiedensten Veranstaltungen, aktiven Vereinen und Abteilungen sowie als selbstbewusste Stimme in der Gesellschaft. Diesen Bereich auszubauen, war der logische nächste Schritt, den auch viele andere Gemeinden gemacht machen, und ich freue mich, Teil dieses Prozesses zu sein. Die Arbeit hat schon begonnen, wie jüngst mit dem SMS-Sicherheitshinweis für Mitglieder und der neuen Website.

Sie kommen aus der politischen Kommunikation und waren zuletzt in zwei Ministerien – dem Justiz- und dem Gesundheitsressort – als Pressereferent tätig. Wie unterscheidet sich die Arbeit für die IKG von der Arbeit in der Politik?
• Es geht darum, das jüdische Leben in Österreich in seiner Vielfalt sichtbar zu machen: das umfassende Kulturprogramm, Religion, Jugendarbeit, die Institutionen, um nur einen kleinen Ausschnitt zu nennen. Die Abwechslung ist definitiv größer, und das Korsett ist weniger eng. Gleichzeitig ist die Arbeit auf allen Ebenen von großer Bedeutung: vom Service für Gemeindemitglieder bis hin zum Kampf gegen Antisemitismus. Dabei geht es nicht zuletzt um eine wachsende, florierende Gemeinde, die den Weg für kommende Generationen in einem vielfältigen Österreich ebnet.

Welche Ziele verfolgen Sie in der Kommunikation der IKG Wien?
• Den Service für die Mitglieder zu unterstützen, die Zusammenarbeit mit befreundeten Organisationen zu intensivieren und die Außenwirkung zu vergrößern. Mit den neu geschaffenen Ressourcen, zum Beispiel in der Content-Produktion, und dem Mut zur Sichtbarkeit werden wir diese Ziele auch erreichen.

Welche Herausforderungen sehen Sie dabei?
• Vielfalt ist Stärke und Herausforderung zugleich. Man muss zum Teil sehr unterschiedliche Bedürfnisse wahrnehmen und darauf eingehen. Damit die richtige Balance gelingt, braucht man Zeit, manche Dinge müssen wir auch vorsichtig ausprobieren und evaluieren. Gleichzeitig darf man das Umfeld nicht aus den Augen verlieren. Die jüngsten Zahlen aus dem Antisemitismus-Halbjahresbericht sind zum Beispiel Grund zur Sorge. Deshalb ist es auch richtig, dass sich die Gemeinde selbstbewusst in der gesellschaftlichen Debatte definiert – auch mit Themen über Antisemitismus hinaus.

Inwiefern hilft Ihnen Ihr persönlicher Background bei
dieser neuen Aufgabe?
•   Die neue Aufgabe ist eine Herzensangelegenheit. Mir war oft nicht bewusst, was ich an relevantem Wissen für die Aufgabe mitbringe. Natürlich gibt es auch Situationen, in denen ich blinde Fleck erkenne und umso dankbarer bin ich für die tollen Kolleginnen und Kollegen. Meine Großmutter freut sich sicher, dass ich mich endlich intensiver mit dem Judentum befasse. Red.

Ben Dagan,
geb.1989 in Ramat Gan/Israel, aufgewachsen in Tirol. Studium der Politikwissenschaft und Internationalen Sicherheit an den Universitäten Wien und Sciences Po Paris, dazwischen Israel Government Fellow in Jerusalem. Bisherige Arbeitsstationen unter anderem: Bezirksvorstehung Neubau, Europäisches Parlament, Campaigner bei den Grünen, Pressereferent für Justizministerin Alma Zadi und Gesundheitsminister Rudolf Anschober. Seit September 2021 Leiter der Kommunikation in der IKG Wien.

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