Naama Fassbinder: „Für mich war Wien bereits am Balkan“

NAAMA FASSBINDER wurde in Heidelberg geboren und wanderte 1991 mit ihrem damaligen Mann, Klaus Davidowicz, nach Wien aus. Nach dem Studium der Romanistik und Kunstgeschichte sowie der Geburt ihrer zwei Kinder wurde sie Sängerin, Schauspielerin, Moderatorin und Kinesiologin.

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© Ronnie Niedermeyer

Ich bin eine verrückte Mischung aus israelisch-jüdisch und deutsch-katholisch. Meine Mutter, die in Berlin geboren wurde, wanderte bereits 1933, mit fünf Jahren, mit ihren Eltern nach Palästina aus, nachdem die Gestapo zweimal die Fenster eingeschlagen hatte. Die Tochter eines in Berlin wie in Israel beliebten und bekannten Tierarztes war unter anderem Soldatin im Palmach, der Vorstufe der israelischen Armee. Anfang der 1960er zog sie aufgrund der schwierigen wirtschaftlichen Lage mit ihrem damaligen Mann und meiner Schwester nach Heidelberg, um Geld für Wiedergutmachung zu bekommen. Dort lernte sie meinen Vater kennen und lieben, den Zwillingsbruder des Vaters des Regisseurs Rainer Werner Fassbinder. Wie fast alle Fassbinders führte mein Vater ein Leben jenseits gesellschaftlicher Konventionen, war zugleich Dichter und Geschäftsmann. Beide Eltern hassten die Deutschen, weshalb ich plante, nach der Matura bald auszuwandern, und für mich war Wien bereits am Balkan. Als mein Exmann, Prof. Dr. Klaus Davidowicz, Koryphäe für Kabbala und jüdischen Film, und ich 1991 zum Studium nach Wien zogen, fragten uns alle, weshalb wir in das Land der Antisemiten und Rassisten auswanderten, in das Land von Hitler und Waldheim. Für uns war Wien jedoch die Stadt der Literaten und Kaffeehäuser und der Gemütlichkeit. Seit der Kindheit wollte ich Schauspielerin werden, entschied mich jedoch vorerst für ein Studium der Romanistik. Im Wiener jüdischen Chor entdeckte ich mein Gesangstalent wieder, gründete bald mehrere Bands und wirkte bei Kindermusicals und Performances mit, sang jiddische Thea-terchansons, deutsche UFA-Songs der 30er-Jahre und sefardische Lieder. Aufgrund einer Krise entdeckte ich alternative Heilweisen und Spiritualität und absolvierte mehrere energetische und kinesiologische Ausbildungen. Seit 13 Jahren helfe ich in meiner „Praxis für Glück, Harmonie und Gesundheit“ meinen Klienten, Stress zu lösen und wieder in ihre Mitte zu kommen. Besonders heilsam sind dabei mein Humor und meine ansteckende Fröhlichkeit, die auch das Publikum in meinen Konzerten aufleben lässt. Meine neuesten Musikprojekte sind die Formationen East West Connection und Klez Mediterraneo. Frieden und Völkerverbindung sind mir ein besonderes Anliegen!

Tipp: Die Pawlatschenhöfe in der inneren Stadt verleihen Wien ein ganz besonderes Flair. Besonders schön finde ich die verwinkelten Höfe in der Blutgasse: Dort wähnt man sich in einer anderen Welt.

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