Sein Name ist heute weitgehend unbekannt und doch, „alles, was Schiele im letzten Teil seines Lebens geschaffen hat, ist eigentlich der grotesken Tat dieses merkwürdigen Oberleutnants zu verdanken“.* Von Jutta Fuchshuber
Bis heute ist Karl Grünwald nur wenigen ExpertInnen bekannt. Er war einer von zahlreichen KunstsammlerInnen und -händlerInnen, MäzenInnen und FördererInnen zeitgenössischer Kunst, welche durch den Nationalsozialismus nicht nur ihrer Existenzgrundlage beraubt und ins Exil vertrieben wurden, sondern auch in Vergessenheit geraten sind.
Karl Grünwald wurde am 6. November 1887 in Wien geboren wurde. 1912 heiratete er in Paris seine erste Ehefrau Stephanie, geborene Hohenberg, mit der er zwei Töchter und zwei Söhne hatte. Als Oberleutnant der „Kaiserlich-Königlichen Konsumanstalt für die Gagisten der Armee im Felde“ war er im Ersten Weltkrieg für die Versorgung der Offiziere zuständig. In dieser Zeit lernte er den Künstler Egon Schiele kennen. Egon Schiele, der 1915 zum Militärdienst eingezogen worden war, diente ab Mai 1916 als Schreiber im Gefangenenlager für russische Offiziere, welches sich in Mühling befand. Als Künstler und Großstadtmensch fühlte er sich in der kleinen Ortschaft in seiner Kreativität eingeengt, weshalb er mehrmals einflussreiche Freunde und Bekannte in Wien kontaktierte, um seine dortige Versetzung zu erwirken. Unter anderem trat er mit dem Schriftsteller und Kritiker Leopold Liegler in Kontakt, der mit Oberleutnant Grünwald über Schieles Situation sprach. In einem Brief an seinen Freund Karl Kraus beschrieb Leopold Liegler den Oberstleutnant als einen an Kunst und Literatur interessierten Menschen, der bemüht war, mit jungen KünstlerInnen in Kontakt zu kommen. Im Herbst 1916 plante Karl Grünwald eine letztlich nicht erschienene militärische Festschrift über die „k.k. Konsumanstalt“, in der Illustrationen der Magazinräume der Dienststelle vorgesehen waren. Nach Rücksprache mit seinem Vorgesetzten Hans Rosé forderte Grünwald Schiele als Militärzeichner an. Anfang 1917 wurde Egon Schiele nach Wien versetzt. Unter dem Namen „Kunsthalle“ plante Egon Schiele die Gründung einer „Vereinigung Gleichgesinnter“, darunter Gustav Klimt, Arnold Schönberg, Peter Altenberg oder Josef Hoffmann. Karl Grünwald sollte einer der beiden Gründer der „Kunsthalle“ sein. Verwirklicht wurde Schieles Vorhaben jedoch nicht.
Persönliche Beziehung
Karl Grünwald unterstützte Egon Schiele bis zu dessen Tod, unter anderem durch den Kauf von Bildern. Der Mäzen war nicht nur wichtiger Unterstützer und Förderer des Künstlers, sondern pflegte ein enges freundschaftliches Verhältnis zu ihm. Mehrmals porträtierte Schiele seinen Freund in Zeichnungen und auch in einem Ölgemälde. Die persönliche Beziehung lässt sich im Bildnis Stillende Mutter (Kallir, P 1876) ablesen, welches Stephanie Grünwald nach der Geburt des ersten Sohnes Franz Peter zeigt. Egon Schiele war jedoch nicht der einzige Künstler, der von Karl Grünwald unterstützt und gefördert wurde. Während der Hungersnot in Wien versorgte er beispielsweise auch den Künstler und Komponisten Arnold Schönberg mit Lebensmittel und erwarb mehrere Bilder.