Peacecamp 2014: „Araber und Israelis können miteinander auskommen“

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Mission impossible? 32 Jugendliche und 13 Erwachsene, unter ihnen Araber und Israelis, diskutierten, fernab vom Krieg, in Lackenhof am Ötscher. Von EB. Bat Zwi    

Wir kommen nicht hierher, um zu streiten, sondern um der Welt zu zeigen, dass Araber und Israelis miteinander können“, sagt der 14-jährige Israeli Snir Kril.

Er ist einer von 32 Jugendlichen und 13 Erwachsenen, die am 11. Peacecamp 2014 in Lackenhof am Ötscher, fernab von Krieg und Gewalt, teilgenommen haben. „Wir wissen, dass wir in diesen zehn Tagen keinen Frieden zustande bringen werden. Aber all das kann trotzdem helfen, denn im Moment stecken wir fest“, ergänzt Raneem Nashef, 15 Jahre alt: „Palästina ist ein Teil von mir, ich lebe es jeden Tag.“

Was bedeutet „Frieden“ für sie in ihrem jeweiligen Lebenskontext?

Evelyn Böhmer-Laufer, der Initiatorin und Projektleiterin, gelang auch diesmal die schwierige Aufgabe, das heikle Zusammenspiel zwischen Israelis und Palästinensern zu managen. „Wir waren während der kriegerischen Auseinandersetzungen elf Tage ständig beisammen. Das Jonglieren war in dieser Situation sehr fordernd, denn einerseits war die Stimmung konfrontativ, andererseits aber entwickelten sich Freundschaften, und da wollten die Jugendlichen das Streitgespräch meiden“, erzählt die Psychotherapeutin. Den Erfolg ihrer mission impossible sieht Böhmer-Laufer in der Tatsache, dass dann doch noch „schonungsvoll gestritten“ wurde und vor allem, dass die jungen Menschen über Grenzen hinweg weiter mitei-nander kommunizieren und Bande für die Zukunft geknüpft wurden.

Trotz aller Freizeitaktivitäten ist das Peacecamp alljährlich harte Beziehungsarbeit, weiß auch Silvio Gutkowski als langjähriger Gruppenanalytiker:

„Zu Beginn repräsentieren die Jugendlichen immer ihre diversen Länder, die lasten dann auf ihren Schultern. Wir bringen sie dazu, sich selbst zu repräsentieren und damit ihre eigenen Gefühle und Haltungen zu finden.“ Im Vorfeld hatten die jeweils acht Jugendlichen aus Israel, Palästina, Österreich und Ungarn schon die Aufgabe, sich Gedanken zum Thema Frieden zu machen: Was bedeutet „Frieden“ für sie in ihrem jeweiligen Lebenskontext? Was sehen sie als Hindernisse auf dem Weg zu einem friedvolleren Leben? Und vor allem, was wollen, können sie selbst dazu in der Zukunft beitragen?

Fastenmonat Ramadan

Eine besondere Herausforderung für die Organisatoren war diesmal der Umstand, dass das Seminar in den Fastenmonat Ramadan fiel. Können sich die Jugendlichen trotz des Fastens den Aufgaben und Aktivitäten des Peacecamps stellen oder würde sie das überfordern, womöglich ihre Gesundheit gefährden? Auch mit Hilfe des „Jungen Hotels Lackenhof“ wurde das Problem gemeistert: Die Belegschaft war sogar so zuvorkommend, den fastenden Muslimen eine Morgenmahlzeit um vier Uhr früh und das Fastenbrechen um 21 Uhr zu ermöglichen.

Die Jugendlichen übten sich nicht nur im geduldigen Zuhören oder im respektvollen Debattieren, sie konnten auch je nach Gemütsverfassung oder Temperament in Verzweiflung, vor Wut oder aus Ohnmacht den Gemeinschaftsraum verlassen und so manche Träne vergießen. Als wunderbare verständnisvolle „Puffer“ kamen da die Jugendlichen aus Ungarn und Österreich zur Geltung. Die 16-jährige Wienerin Yvonne Kaderavek erlebte es hautnah: „Bisher war das alles weit weg für mich, aber jetzt habe ich realistisch erlebt, wie die Emotionen um den Nahostkonflikt in den Herzen heranwachsen.“ ◗

© peacecamp 2014

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