
ISRAELISCHE MODE: EIN GEFLECHT AUS TRADITION, INNOVATION UND GLOBALEM EINFLUSS
Die israelische Modebranche ist lebendig und dynamisch. Sie spiegelt das reiche kulturelle Erbe, die vielfältige Bevölkerung und den Innovationsgeist des Landes wider. Traditionelle Elemente jüdischer und nahöstlicher Herkunft verschmelzen mit modernen Designs, die weltweite Anerkennung finden. Diese einzigartige Mischung aus Tradition und Moderne macht die israelische Mode zu einem faszinierenden Phänomen.
Die Wurzeln der israelischen Mode
Die Geschichte der israelischen Mode reicht bis in das frühe 20. Jahrhundert zurück, als jüdische Einwanderer aus Europa, dem Nahen Osten und Nordafrika ihre traditionellen Kleidungsstile mitbrachten. Europäische Juden führten maßgeschneiderte Anzüge und Kleider ein, während Einwanderer aus dem Nahen Osten fließende Gewänder und kunstvolle Stickereien mitbrachten. Die Kleidungsstücke waren oft praktisch und spiegelten die bescheidenen und konservativen Werte jener Zeit wider.
Die Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 markierte einen Wendepunkt für die Modebranche. Designer begannen, mit Stoffen, Farben und Mustern zu experimentieren, die nicht nur die kulturelle Vielfalt des Landes, sondern auch seine einzigartige geografische Lage an der Schnittstelle von Europa, Asien und Afrika widerspiegelten.
Nach den traumatischen Anschlägen des 7. Oktober 2023
herrschte lähmende Trauer, ehe auch die israelischen Designer
mit ihren Mitteln und Entwürfen auf das Erlebte und Erlittene reagierten.
In den 1950er- und 1960er-Jahren gewann israelische Mode zunehmend an internationaler Anerkennung. Designer wie Finy Leitersdorf und Gideon Oberson verbanden traditionelle Elemente mit moderner Ästhetik. Ikonische Kleidungsstücke wie das „Sabra-Hemd“, eine locker sitzende, bestickte Bluse, wurden zu Symbolen der neuen israelischen Identität. Die Modefirma Maskit unter der Leitung von Ruth Dajan spielte eine Schlüsselrolle bei der Entwicklung dieses Stils und erlangte weltweite Bekanntheit.
Religiöse Mode, moderne Eleganz
Auch die jüdische religiöse Tradition beeinflusst die israelische Mode stark. Konservative Frauen wünschen sich elegante, modische Kleidung, die den Tzniut-Vorschriften entsprechen. Marken wie Head over Heels in Jerusalem und Sand Paris in Ra’anana gehen gezielt auf diese Nachfrage ein und präsentieren Kollektionen, die dezente Eleganz mit zeitgemäßen Trends verbinden. Sand Paris bietet stilvolle, zurückhaltende Modestücke, die zeigen, dass traditionelle Kleidung keinesfalls langweilig sein muss.
Farben und Inspirationen
Israels geografische Lage am Mittelmeer beeinflusst maßgeblich die Farbpalette der Mode: Leuchtende Farben und komplexe Muster aus Afrika vereinen sich mit erdigen Tönen, die die Wüste widerspiegeln. Viele junge Kreative haben ihre Ausbildung an der Bezalel Academy of Art & Design oder der Shenkar Design Academy abgeschlossen. Danach suchen viele weitere Erfahrungen im Ausland, wo sie Inspirationen bei renommierten Modeschöpfern in Paris, Mailand und New York sammeln. Nach diesen Erfahrungen kehren sie zurück und entwickeln ihre eigenen Kollektionen in Israel. Diese Mischung aus globalen und lokalen Einflüssen hat eine unverwechselbare Ästhetik hervorgebracht, die sowohl kosmopolitisch als auch traditionsverbunden ist.

Erfolgreiche Designer, aufstrebende Talente
Israelische Designer sind international anerkannt und vernetzt. Shahar Avnet erlangte 2016 durch die Graduate Fashion Week in London große Aufmerksamkeit. Ihre Kreationen vereinen Kunst und Mode, bei denen Collagen, Zeichnungen und Stickereien harmonisch verschmelzen. Für die Welttournee von Beyoncé entwarf sie ein spektakuläres Tüllkleid.
Inbal Dror etablierte sich mit glamourösen Brautkleidern und schaffte den Sprung in die internationale Prêtà-porter-Mode. Sie wurde von den britischen Royals eingeladen, Entwürfe für das Hochzeitskleid von Meghan Markle zu präsentieren, und auch sie kleidete Beyoncé für mehrere Auftritte ein.
Brautmode nimmt eine bedeutende Stellung in der israelischen Modeszene ein. Die 76-jährige Galia Lahav gilt als Grande Dame der internationalen Brautmode und hat Hochzeitskleider für prominente Persönlichkeiten wie Serena Williams entworfen. Für deren Hochzeit wurden auch die Braujungfern und ihre Mutter in traumhafte Roben von Galia Lahav gekleidet.
Alon Livné ist ein aufstrebender Star der Modeszene. Seine Brautkleider bestechen durch dramatische, skulpturale Formen und vereinen moderne Technologien wie Laserschneiden und 3D-gedruckte Ledermuster mit klassischen Couture-Techniken.
Dolev Elron wurde 2024 bei der Premiere Vision für seine innovativen Denim- Designs ausgezeichnet. Er interpretiert klassische Schnitte neu und kreiert tragbare unkonventionelle Silhouetten. So ist beispielsweise der Kragen eines klassischen T-Shirts asymmetrisch plaziert, der Reißverschluss einer Bomberjacke halbkreisförmig oder die Nähte einer Jeansjacke und der dazu passenden Jeans wellenförmig gebogen.
Die Modemarke Gertrud wurde 1991 von Neta Tevet und Ruth Milgrum in Tel Aviv gegründet und kombiniert Unterwäsche und Oberbekleidung in einem spannenden, harmonischen Designkonzept. Bei Gertrud steht der weibliche Körper im Mittelpunkt des Designs. Die Stoffe sind auf das israelische Klima abgestimmt; die gesamte Produktion erfolgt mit größter Aufmerksamkeit für Details; und in der Verarbeitung werden llokale und faire Produktionsstandards berücksichtigt.
Nili Lotans Designs sind auf die moderne Stadtfrau ausgerichtet – anspruchsvoll und dennoch schlicht. Sie setzt auf bequeme, gleichzeitig elegante Kleidung und hat eine Vorliebe für natürliche Farben wie Schwarz, Hellblau und Pfirsich. Schauspielerinnen und Models wie Julianne Moore, Jennifer Aniston, Cindy Crawford, Gigi Hadid und Rihanna tragen ihre Kleider.

Mode und Widerstandsfähigkeit
Nach den traumatischen Ereignissen des 7. Oktobers 2023 waren viele Designer in einem Zustand tiefer Trauer. Dennoch gelang es ihnen, ihre Emotionen kreativ in Mode zu transformieren. Sharon Rates von Bisou Maman entwarf ein schwarzes Hemd mit einer roten Stickerei in Form des Staates Israel im oberen Bereich des Kleidungsstücks. Es steht symbolisch für die kollektive Trauer und ist dem jüdischen Trauerritus nachempfunden, bei dem der Stoff beim Kragen zerrissen wird.
Nachhaltigkeit und Technologie in der israelischen Mode
Nachhaltigkeit in der Mode gewinnt in Israel wie auch international zunehmend an Bedeutung. Marken wie Shenkar und Maskit setzen auf umweltfreundliche Materialien und ethische Produktionsmethoden. Seevix hat ein Garn entwickelt, das dem Spinnenfaden nachempfunden ist und sich wie Seide weben lässt. Kornit Digital revolutioniert den Textildruck mit innovativen Techniken für ökoeffiziente Produktionsverfahren. Das Bleichverfahren von D(y)ENIM ermöglicht es, Jeans ganz ohne chemische Substanzen zu bleichen. Auch renommierte Marken wie Gucci und Balenciaga nutzen bereits das chemiefreie Bleichverfahren von D(y)ENIM für ihre Jeans.
Wer nicht viele Designer-Boutiquen in Tel Aviv besuchen möchte und nach innovativer israelischer Mode sucht, findet bei Razili eine vielfältige Auswahl. Das 1990 gegründete Netzwerk hat Filialen in den großen Einkaufszentren des Landes und bietet Modekollektionen, die perfekt zum Zeitgeist passen.
Die israelische Mode ist eine faszinierende und dynamische Branche, die das reiche kulturelle Erbe mit modernen Innovation und internationalen Trends vereint. Von traditionellen Kleidungsstücken mit jüdischen und nahöstlichen Wurzeln bis hin zu avantgardistischen Designs, die auf den Laufstegen der Welt präsentiert werden: Die israelische Mode ist ein eindrucksvolles Zeugnis für Kreativität und Widerstandskraft.