Levi Sternglanz unterrichtet jüdische Geschichte, Philosophie und Religion am Lauder-Chabad-Gymnasium. Der gelernte Rabbiner ist Vater von acht Kindern.
Redaktion und Bilder: Ronnie Niedermeyer
WINA: Was gefällt dir am Unterrichten?
Levi Sternglanz: Ich kann der nächsten Generation die Kompetenz vermitteln, eigenständig Wissen zu erwerben. Es nützt wenig, wenn man auf Informationen zugreift, diese aber nicht verarbeiten kann. Information lässt sich nur reproduzieren, Wissen kann man anwenden. Davon werden persönliche Entscheidungen beeinflusst, aber auch gesellschaftliche, wie zum Beispiel zur Wahl zu gehen.
Nimmst du dir ein Vorbild an rabbinischen Lehrern?
❙ Ich arbeite in einer rabbinischen Tradition, beschäftige mich aber eher mit Unterrichtsmethoden als mit Persönlichkeiten. Wir sind vom Stadtschulrat anerkannt, haben den vollen österreichischen Lehrplan, unsere Gegenstände werden ausschließlich auf Deutsch unterrichtet. Im Juni haben 100 % unserer Schülerinnen und Schüler die Zentralmatura bestanden, was statistisch gesehen die absolute Ausnahme ist. Wir bringen dieselben Prüfungen wie jede andere Schule – und haben damit Erfolg.
Gibt es Situationen, wo das mit euren Werten in Konflikt kommt? Wie lässt sich zum Beispiel Aufklärungsunterricht mit dem frommen Judentum vereinen?
❙ Ein guter Lehrer bringt sich immer persönlich ein, ansonsten könnte man ja einen Roboter hinstellen. Ich versuche meinen Schülern eine Perspektive zu bieten, die die jüdische Tradition mit dem allgemeinen Wissen des Abendlandes verbindet. Zwischen den beiden besteht für mich keinerlei Widerspruch.