Staat oder privat? Die Gründerjahre der Eisenbahn in Österreich kannten beide Varianten. Doch ein Unternehmer spielte dabei eine Schlüsselrolle: Salomon Mayer Freiherr von Rothschild.
Von Reinhard Engel
Nein, einen guten Start hatte Salomon Mayer Rothschild bei seinem Großprojekt wirklich nicht. Zuerst lehnte der fortschrittsfeindliche Kaiser Franz I. das Ansuchen zum Bau einer Eisenbahnstrecke von Wien nach Norden glattweg ab. Dann gab es Widerstände von unterschiedlichsten Seiten: „Die Postmeister befürchteten Einkommensverluste, Ärzte warnten von den geplanten Geschwindigkeiten, Priester verdammten die Teufeleien der Technik, die Polizeibehörden befürchteten eine Erschwerung ihrer Kontrollaufgaben“, schreiben Peter Eigner und Andrea Helige in ihrem Buch Österreichische Wirtschafts- und Sozialgeschichte im 19. und 20. Jahrhundert. Doch damit nicht genug. Auch ökonomische Interessen gab es, denen eine Modernisierung der Transportwege zuwiderlief. Es waren vor allem Bauern und Großgrundbesitzer, die einen Preisverfall ihrer Produkte befürchteten, nicht zuletzt jenen des teuren Heizholzes für die Kaiserstadt Wien.