Englischkenntnisse sind überaus nützlich in der heutigen Welt, finden viele Israelis. Damit haben sie ja durchaus Recht. Aber manchmal übertreiben sie es mit ihrer Bewunderung für alles Nicht-Hebräische. Kolumne Gisela Dachs
Shimon Friedländer ist Anfang dreißig und Heilpraktiker. Als Spezialist für chinesische Medizin hat er sein Handwerk in Peking gelernt. Nach seiner Rückkehr eröffnete er eine eigene Praxis in Jerusalem. Um das Geschäft voranzubringen, haben ihm gut meinende Freunde nun geraten, seinen hebräischen Vornamen abzulegen und sich stattdessen einen – nein, nicht chinesischen, sondern englischen – zuzulegen. Denn wer wollte schon zu Shimon, dem Akupunkteur, gehen! Weil ihm eine völlig neue Identität schwerfiel, griff er auf seinen zweiten Vornamen zurück – glücklicherweise Paul. Das passte schon viel besser als Werbung, fanden die Berater. Da sich Shimons Frau allerdings immer noch hartnäckig weigert, von nun an nur noch Paul zu ihrem Angetrauten zu sagen, steht als Kompromiss Shimon Paul Friedländer auf der Visitenkarte.