So funktioniert das nicht

Seit dem 7. Oktober 2023 wurde und wird Israel aus Gaza, aus dem Libanon, dem Iran, dem Jemen und Syrien angegriffen. Häuser im Norden und Süden des Landes sind zerstört und unbewohnbar. Dass Raketen auch die Region um Tel Aviv erreichen, gehört inzwischen zum Alltag. Dennoch pochen Kommentatoren, NGOs und so mancher Politiker auf Vernunft – seitens Israels. Schließlich handle es sich um einen demokratischen Staat.

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Wer sich die Landkarte ansieht, dem sind die Dimensionen rasch klar. Das kleine Israel ist umrundet von Staaten beziehungsweise Gebieten, die ihm feindlich gesinnt sind. Aber auch aus entfernter gelegenen Ländern wird es mit Raketen angegriffen. Diese müssen überhaupt erst den Luftraum anderer Staaten queren, um bis nach Israel zu gelangen. Inzwischen sollte klar sein, dass der Slogan „From the River to the Sea“ bitterernst gemeint ist. Das ist nicht nur Demo-Rhetorik. Das ist der Kern, um den es in dieser kriegerischen Auseinandersetzung geht: Juden und Jüdinnen aus Israel zu vertreiben.

Und dennoch endet eine um die andere TV-Debattenrunde mit dem Appell an Israel, so könne es nicht weitergehen, es brauche eine politische Lösung. Die Kriegsführung Israels sei unverhältnismäßig, die Kollateralschäden unter Zivilisten in Gaza, aber auch zuletzt im Libanon zu hoch.

Ich gebe ja zu: Ich habe auch keine Lösung. Die Situation in Israel ist unerträglich, noch immer werden Geiseln in Gaza festgehalten, noch immer kann nicht wirklich mit der Aufarbeitung dieses kollektiven Traumas begonnen werden, weil es immer noch nicht abgeschlossen ist. Mehr als ein Jahr nach dem 7. Oktober 2023 ist dieser Tag noch immer nicht überstanden. Ja, sehr viele „noch immers“.

Die Bilder aus Gaza sind ebenfalls furchtbar. Wie viele Menschen inzwischen dort gestorben sind, darüber gibt es keine nachprüfbaren Angaben. Die Rede ist nach palästinensischen Behördenangaben von bisher an die 40.000 Toten. Darunter sind sicher viele Terroristen, aber eben nicht nur. Bei den Angriffen Israels kommen auch Zivilisten ums Leben. Und, ja, auch das ist unerträglich. Die Frage ist nur: Wer ist Schuld daran? Und wer kann das nun beenden?

Wie es zusammengeht, brutal Kinder, Familien,
Festivalbesucher zu ermorden und sich dennoch der Weltöffentlichkeit als Opfer zu präsentieren,
kann
ich bis heute nicht nachvollziehen.

Was mir bei vielen Debatten fehlt: So oft herausgestrichen wird, dass Israel die einzige liberale Demokratie in der Region ist, so sehr wird unter den Tisch fallen gelassen, dass es sich beim Gegenüber um Dschihadisten, also um islamistische Faschisten handelt. Sie wollen nicht verhandeln, und ihr Ziel ist die Vernichtung Israels. Das ist nicht auflösbar. Da gibt es im Moment nur eine militärische Lösung insofern, als Israel versuchen kann, die multiplen Angreifer so zu schwächen, dass sie ihre Angriffe einstellen.

Jahre lang hat Israel den kontinuierlichen Beschuss mit Raketen und die permanenten kleineren Attentate hingenommen. Doch mit dem 7. Oktober wurden alle roten Linien überschritten. Das wusste die Hamas, und sie hat die Folgen, die klar sein mussten, in Kauf genommen – und vielleicht sogar bewusst provoziert. Denn in dem Propagandakrieg, der den blutigen, realen Krieg begleitet, gewinnt die Hamas mit jedem getöteten Zivilisten. Das Framing gelingt perfekt: Israel ist übermächtig, reagiert militärisch unverhältnismäßig und ist damit der Aggressor. Schon ist die Täter-Opfer-Umkehr vollzogen. Wie es zusammengeht, brutal Kinder, Familien, Festivalbesucher zu ermorden und sich dennoch der Weltöffentlichkeit als Opfer zu präsentieren, kann ich bis heute nicht nachvollziehen.

Die Frage, die sich mir zudem stellt: Wenn schon nicht auch an Hamas, Hisbollah, die Mullahs im Iran & Co Appelle ergehen, endlich die Angriffe auf Israel einzustellen, warum nimmt niemand die islamischen Länder in die Pflicht, sich hier für eine Lösung am Verhandlungstisch einzusetzen? Wäre es nicht auch in ihrem Interesse, gegen Dschihadisten einzutreten? Oder ist die Abgrenzung des Islam vom politischen Islam doch nicht so klar? Wenn dem so wäre, sollte sich der Westen umso stärker hinter Israel stellen. Denn dann ginge es um einen ganz grundsätzlichen Kulturkampf eines faschistischen Herrschaftsansatzes gegen westliche Demokratien. Das betrifft dann eines Tages nicht mehr nur den jüdischen Staat, sondern uns alle.

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