In seinem Debütroman Link und Lerke setzt sich Bernd Schuchter mit der jüdischen Geschichte von Hohenems auseinander – eine ungewöhnliche Liebesgeschichte. Von Angela Heide
Link und Lerke endet mit dem „Kapitel“ Quellen. Und diese sind auch Ausgangs- und Angelpunkt des knapp 150-seitigen Debütromans des jungen Innsbrucker Autors und Verlegers (Limbus-Verlag) Bernd Schuchter. Denn Schuchter unternimmt nichts weniger als eine Spurensuche. Eine Spurensuche, die seinen Protagonisten Ariel Link von Zürich nach Hohenems führt, das für ihn zu Beginn gänzlich fremd scheint, für dessen Vater Ludi der Ort jedoch von großer, vor allem persönlicher, Bedeutung gewesen war. Und eine Spurensuche, die Link – etwa auf seiner Tour durch das Jüdische Museum der Stadt – und die Leser in die Geschichte des jüdischen Hohenems eintauchen lässt. Vielfach gekonnt, hie und da zu bemüht, verwebt Schuchter diese mit der persönlichen Geschichte seines Protagonisten, der in Lerke Wolfgang einer Frau begegnet, von deren Nähe er, zum ersten Mal in seinem Leben, wie ihm schmerzlich-dankbar bewusst wird, zutiefst berührt wird, deren Vergangenheit er kennen lernen, vor allem aber deren Zukunft er teilen will. Es wird anders kommen.
Gesammelte Episoden

Link und Lerke. Roman.
Edition Laurin 2013;
160 S., 17,90 EUR
Denn die Geschichte hatte Links Vater nicht nur über den Rhein in die kleine Vorarlberger Grenzstadt geführt, um Geschäfte zu machen: Sein Leben scheint auch mit einer Reihe – jüdischer – Leben in Hohenems auf das Engste verbunden. Dieses verschollene, vergessene und verschüttete Leben der einst größten jüdischen Gemeinde Westösterreichs rückt von Seite zu Seite in den Fokus des Buches. Hier treffen die von Schuchter in den zitierten Quellen gesammelten Episoden jüdischer Schicksale vor und nach 1938 auf die persönliche Geschichte seines Protagonisten. Hier werden, in zum Teil kurzen historischen Momentaufnahmen, dann wieder in biografischen Skizzen – etwa zu Paul Grüninger (1891–1972), Gertrud Kantorowicz (1876–1945), Hans Erkan (1900–1944) oder Clara Sara Heymann (1866–1942) –, anhand von Orten (neben dem „nahen Rhein“ das für den Roman zentrale Elkan-Haus, das Gasthaus Zur frohen Aussicht oder eben das Jüdische Museum, die ehemalige Villa Heimann-Rosenthal) und Ereignissen die Biografien einer Stadt und ihrer jüdischen Bewohner auf das Engste verwoben, bleiben dennoch Fragmente, Möglichkeiten, sich der Vergangenheit zu nähern: „Das hatte Link in der Zeitung gelesen, das war keine bloße Vorstellung oder Erinnerung“, heißt es etwa an einer Stelle. Und: „So könnte es sein. So hätte es sein können.“