Omer Damari tut auch bei der Austria, was er am besten kann: Tore schießen. Abseits des Feldes präsentiert sich die israelische Neuerwerbung eher zurückhaltend. Dass er auch anders kann, hat der Stürmer rund um seinen Abschied von Hapoel Tel Aviv bewiesen. Von Reinhard Krennhuber*
Omer Damari grinst freundlich, als er im Schlepptau von Austria-Pressesprecher Christoph Pflug um die Ecke des Viola-Pubs biegt. Der 25-jährige Stürmer hat den Sprachunterricht hinter und das Nachmittagstraining vor sich. Mehr als ein „Hallo“ bringt er auf Deutsch aber noch nicht über die Lippen – zumindest nicht vor dem Mikrofon. Das Interview gibt er auf Englisch, zwischendurch wechseln Damari und der israelische Kollege, der unsere Abordnung verstärkt, ein paar hebräische Worte. Aber auch in seiner Muttersprache bleibt der Austria-Neuzugang eher schüchtern. Damari scheint es zu bevorzugen, seine Tore sprechen zu lassen. Vier waren es in den letzten beiden Spielen für das israelische Nationalteam in der EM-Qualifikation. Erst am Vorabend ist er nach den Siegen gegen Zypern und Andorra, in dem er einen Hattrick erzielte, wieder in Wien angekommen.
Ambition und Aufstieg
1,2 Millionen Euro hat die Austria laut Medienberichten für den Stürmer an Hapoel Tel Aviv überwiesen. Damari, der einen Vertrag bis 2018 erhielt, soll den Abgang von Philipp Hosiner kompensieren, der für eine etwas höhere Summe im Sommer zu Stade Rennes gewechselt ist. Und die Investition trägt bereits erste Früchte. Sieben Tore erzielte Damari in den ersten elf Pflichtspieleinsätzen für seinen neuen Verein, darunter eines im Derby gegen Rapid und den entscheidenden Treffer beim 3:2-Sieg gegen Red Bull Salzburg – dazu kommen noch vier Assists. „Man sieht, dass ich mich in Wien sehr wohl fühle“, lautet seine nüchterne Analyse. „Die Bedingungen im Verein sind ausgezeichnet, der Wechsel war für mich ein Aufstieg.“
Das sieht auch Amit Lewinthal nicht anders. „Damari hat sich für den ambitionierten Weg entschieden, aber ich denke, es war der richtige Schritt“, sagt der Sportchef der in Tel Aviv erscheinenden Tageszeitung Israel Hayom. „Er hat bei der Austria gut eingeschlagen. Wenn er so weitermacht, wird ihm das in Israel viel Respekt einbringen, weil sich viele andere Spieler im Ausland nicht durchsetzen konnten.“ Als Fan von Hapoel Tel Aviv hat Lewinthal die Entwicklung des im Großraum der Metropole aufgewachsenen Stürmers aus der Nähe verfolgt. Erstmals aufgefallen sei der damalige U21-Teamspieler in der Saison 2009/10 durch zehn Tore für Maccabi Petach Tikwa, im Jahr darauf brachten ihn 15 Treffer endgültig in die Notizblöcke internationaler Scouts. „Ein Wechsel zu Celtic ist in letzter Minute geplatzt, Hapoel hat ihn dann für sehr viel Geld nach Tel Aviv gelotst“, sagt Lewinthal. Mit 1,5 Millionen Euro – mehr als die Austria für Damari bezahlt hat – beziffert transfermarkt.at die damalige Ablösesumme. Es folgten wilde Spekulationen, dass der Deal auch andere Geschäfte zwischen Petach Tikwas Präsident Amos Luzon und Hapoel-Eigentümer Eli Tabib miteingeschlossen habe, doch es blieb bei Gerüchten. Für Damari sollte der Wechsel jedoch noch einigen Stress nach sich ziehen, denn 50 Prozent seiner Transferrechte blieben bei Luzon, dem Bruder des ehemaligen israelischen Verbandspräsidenten.