Israel hat nach langen Perioden der Knappheit derzeit mehr Wasser, als es braucht. Doch die großen Entsalzungsanlagen wurden schon für die kommenden Jahrzehnte errichtet. Von Reinhard Engel
Wasser schien das Limit zu sein. Viele Jahre vor der israelischen Staatsgründung schätzten britische Experten des damaligen Mandatsgebiets die wirtschaftlichen Möglichkeiten der Region als äußerst bescheiden ein – vor allem wegen der Wasserknappheit. Landwirtschaftliche Produktion wäre nur mithilfe von intensiver Bewässerung möglich, und diese würde die knappen Grundwasserspeicher bald leeren, argumentierten sie – und beschränkten nicht zuletzt deshalb die Zahlen der jüdischen Zuwanderer.
Wasserknappheit sollte dann auch über lange Jahre das Bewusstsein sowohl der Kibbuz-Bauern wie der städtischen Bevölkerung prägen. Und auch im jungen israelischen Staat wurde den verantwortlichen Politikern schnell klar, dass die ausreichende Versorgung der Bevölkerung mit Wasser eine der dringlichsten Aufgaben darstellte. Schon in den 50er-Jahren nahm daher die Regierung den Bau eines landesweiten Leitungssystems in Angriff – mit dem Rückgrat der Hauptader „National Water Carrier“. Dieser transportierte ab seiner Fertigstellung 1964 vor allem Wasser aus dem See Genezareth in Richtung Süden, um dort agrarische Siedlungen zu ermöglichen.