Tel Avivs Chefs rücken ein

1716

Soldaten im Feld ernähren sich meist von Peanuts, Tunfisch und Mais aus der Dose, doch in den Spitälern im Süden Israels, und an der Grenze zu Gaza, kochte während der Operation Protective Edge jeden Tag ein anderer Chefkoch für ganze Einheiten sowie für Verwundete und ihre Familien auf.  Von Daniela Segenreich-Horsky   

Keine Zahnbürsten, T-Shirts und Socken mehr, Kaffeekocher und Schlafsäcke dringend benötigt“, so und ähnlich lauten die SMS- und WhatsApp-Sendungen, die seit dem Einzug der Bodentruppen in Gaza Mitte Juli jeden Tag von privaten Helfern ausgeschickt werden und sich in Windeseile verbreiten. Und sofort finden sich überall im Land Freiwillige, die das nötige einsammeln, auf Lastwagen packen und an die Front schicken.

Gourmets an die Front

Doch der speziellste Laster, der jeden Tag zur Südgrenze fährt, beherbergt eine zehn Meter lange Küche, inklusive Taboun-Ofen, Geschirrspüler, Aircondition und Generator. Schalom Lahmi hat ihn selbst gebaut und wollte damit eigentlich Gourmetfood für private Events liefern. Doch inzwischen steht seine Küche auf Rädern jeden Tag vor einem anderen Spital im Süden oder an einer anderen Lichtung an der Grenze: „An den drei ersten Tagen fuhr ich mit Chef Eal Shani nach Sderot. Exzentrisch, wie er nun einmal ist, bestand er darauf, den Wagen mitten auf der Straße zu parken – die Polizei musste eine Barriere errichten – und er begann für 3.000 Menschen Pizza zuzubereiten.“ Seither meldeten sich jeden Tag zusätzliche Chefs, die bereit sind, mitzufahren und zu voluntieren. Gerührt zitiert der Unternehmer die Dankesworte, die er von einem Soldaten erhalten hat: „Wie schön ist es doch, aus Gaza herauszukommen und statt dem ewigen stinkenden Tunfisch euch mit der ,Chefküche’ zu sehen …“

„Wie schön ist es doch, euch mit der ‚Chefküche‘ zu sehen ...“ Ein israelischer Soldat

Nachdem in der letzten Juli-Woche Hamas-Kämpfer durch einen Tunnel nach Israel eingedrungen waren, wird der Küchenlastwagen von der Armee eskortiert: „Wir waren an diesem Tag die Letzten, die noch zu den Einheiten fahren konnten, bevor alles abgesperrt wurde. Wir sind sozusagen in der ersten Reihe, gleich neben den Tanks“, berichtet Schalom, stolz darauf, dass er mithelfen und etwas für die Soldaten und Betroffenen tun kann: „Ich kenne schon die Codeworte und Zeichen der Armee für Raketen- und Granatenangriffe. So nahe an der Grenze hat man keine Zeit, in einen Bunker zu rennen. Aber es gibt riesige Betonrohre, in denen man sich unterstellen kann, bis die Explosionen vorbei sind.“

In Lahmis Restaurant The Salon, das er mit Chef Ejal Shani in Tel Aviv betreibt, wird mediterrane Küche mit einem italienischen Touch serviert, viel Seafood, Steaks und spezielle Pizzas aus dem Taboun, alles weit entfernt von koscherer Küche. Aber für die Soldaten nimmt er bei seinen „Kriegseinsätzen“ auch einen „Maschgiach“, eine Art religiösen Kontrolleur, mit und sorgt für koscheres Essen. Die Rohstoffe kommen meist von Firmen und Privatleuten, die Fisch- und Fleischwaren, Gemüse, Obst und alles, was sonst noch gebraucht wird, spenden.

„Das Restaurant ist jetzt nicht so ausgebucht wie gewöhnlich, und auch, wenn die Leute kommen, sind sie nicht in Stimmung“, erklärt Lahmi, dessen Gourmettempel nur an zwei Abenden in der Woche geöffnet ist. „Aber normalerweise tanzen hier alle, egal, ob alt oder jung, nach zehn Uhr abends auf den Tischen!“

© The Salon

HINTERLASSEN SIE EINE ANTWORT

Please enter your comment!
Please enter your name here