TIERE IM KRIEG: „Ich liebe dich – bis nach Gaza und zurück“

Am Schwarzen Schabbat brach in den Kibbuzim an der Grenze zum Gazastreifen die Hölle nicht nur für die dort ansässigen Menschen aus. Auch viele Haustiere wurden in dem bestialischen Überfall erschossen, verbrannt oder massakriert. Mutige und unermüdliche Volontäre setzten ihr Leben aufs Spiel, um diejenigen Vierbeiner, die überlebt hatten – und auch einen verschreckten Papagei – zu retten und, soweit es möglich war, mit ihren Familien zu vereinen.

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Ben Ozeri zog bereits zwei Tage nach dem Massaker auf eigene Faust los und suchte in den verlassenen Kibbuzim nach überlebenden Tieren. © Ben Ozeri

Die 17-jährige Mia Leimberg machte Schlagzeilen, als sie bei ihrer Befreiung aus der Geiselhaft mit ihrer kleinen Hündin Bella in den Armen zum Fahrzeug des Roten Kreuz schritt. Später erzählte sie, wie es ihr gelungen war, Bella unter ihrem Pyjama-Shirt zu verstecken, als sie gefangengenommen wurde, und wie sie in der Gefangenschaft ihr Essen mit dem Tier teilte. Nach ihrer Rückkehr soll sie zu ihrer Bella gesagt haben: „Ich liebe dich – bis nach Gaza und zurück.“

Doch viele andere Hunde und Katzen gingen einfach in dem Tumult verloren, während ihre Eigentümer ermordet oder nach Gaza verschleppt wurden. So war beispielsweise die Krankenschwester Nili Margalit gemeinsam mit ihrer Bulldogge stundenlang im Bunker ihres Bungalows in Nir Oz versteckt gewesen, bis sie dann von Hamas-Terroristen überwältigt und in einen der Tunnel in Gaza gebracht wurde. Als sie beinahe drei Monate später freikam, hatte sie kein Haus, in das sie zurückkehren konnte, alles war verbrannt und zerstört. Ihr Vater war ermordet worden. Aber jemand hatte ihren geliebten Hund gerettet. Er ist das Einzige, das ihr von ihrem alten Leben geblieben ist, und weicht seither nicht von ihrer Seite.

© Ben Ozeri

Dass kleine Wunder wie diese möglich wurden, ist freiwilligen Helfern wie Ben Ozeri zu verdanken. Wegen der andauernden Gefahr und der Raketenangriffe war nach dem Überfall der Hamas das gesamte Areal an der israelischen Südgrenze von der Armee abgeriegelt worden. Ben Ozeri, Besitzer eines Geschäfts für Tierfutter und als Volontär bei der Polizei tätig, kennt das Gebiet gut und fand Schleichwege, um die Militärabsperrungen zu umgehen. Er zog bereits zwei Tage nach dem Massaker auf eigene Faust los und suchte in den verlassenen Kibbuzim nach überlebenden Tieren: „Ich bin fast jeden Tag hinuntergefahren und habe nicht wenige Tote gesehen, alles war noch voll Blut. Der Geruch steckt mir noch immer in der Nase. Es war beängstigend und gefährlich, aber jemand musste es ja tun“, beschreibt er seine mutige Aktion, und man spürt, dass ihm der Stress von damals noch in den Knochen sitzt.

„Es war alles nicht leicht,
aber ich würde es jederzeit wieder machen.“
Ben Ozeri

So nahe an der Grenze hatte er dann nur drei Sekunden Zeit, um sich bei Raketenalarm zu Boden zu werfen oder Unterschlupf zu finden. Immer wieder halfen ihm Soldaten, auch Tiere aus Gaza selbst zu retten. Und als er einmal einen schwer verletzten Hund in einem verlassenen Haus in der Grenzsiedlung Kfar Asa fand, half ihm die Armee, die Sprengkörper, die die Hamas dort ausgelegt hatte, zu neutralisieren, so konnte er das Tier ins Spital bringen. Leider kam seine Hilfe in jenem Fall zu spät und der Schäferhund überlebte seine Verletzungen nicht.

Oft wurde Ben Ozeri von den Hunde- oder Katzenbesitzern in deren einstiges Haus geschickt, um herauszufinden, was mit ihren vierbeinigen Lieblingen geschehen war. Manchmal konnte er nur mit einem Foto zurückkehren, das deren Tod bestätigte. Aber es gab auch viele Erfolge. Insgesamt rettete er gemeinsam mit seiner Gruppe von Freiwilligen und mit der Unterstützung von privaten Tierorganisationen knapp 90 Hunde und Katzen – und einmal auch zwei Hasen – aus den Grenzsiedlungen und noch weit mehr aus dem Gazastreifen. Eine andere Volontärin fand in einem verlassenen Haus einen verschreckten Papagei, der drei Tage allein in seinem Käfig zurückgeblieben war. Es wurden auch Schafe und Hühner in Sicherheit gebracht, und einmal rettete ein Soldat sogar eine Eule.

Ozeri rettete gemeinsam mit anderen Freiwilligen und mit der Unterstützung von privaten Tierorganisationen knapp 90 Tiere aus den Grenzsiedlungen und konnte einige mit ihren Besitzern wiedervereinen.© Ben Ozeri

Weitere Informationen und die Möglichkeit zu spenden:
benozeri.co.il 

Die herzerwärmenden Momente der Wiedervereinigung der Tiere mit ihren Besitzern scheinen dem 27-jährigen Volontär eine adäquate Wiedergutmachung für seine Mühen zu sein. Er hat sie beinahe alle auf Instagram verewigt. Da sieht man, wie die israelische Filmemacherin Shaylee Atari aus Kfar Asa, die jetzt bei ihren Eltern wohnt, ihm die Türe öffnet. Sie konnte sich mit ihrem Baby aus dem Haus im Kibbuz retten, während ihr Mann die Terroristen am Schlafzimmerfenster aufhielt. Er wurde durch einen Kopfschuss getötet. Bekly, die Hündin der Familie, war verschwunden, und Atari hatte den Tierretter um seine Hilfe gebeten. Dank ihm konnte sie ihre Bekly wieder in die Arme schließen.

Ein anderes seiner Videos zeigt ein abgestelltes Auto in Sderot, aus dem am 7. Oktober ein kleines Mädchen mit ihrer Babyschwester gerettet werden konnten. Ihre Eltern hatten die Schüsse der Hamas-Terroristen nicht überlebt. Aber Ozeri konnte den Kindern wenigstens ihren kleinen Hund Simba, der in dem Tumult verloren gegangen war, wieder zurückbringen. „Es war alles nicht leicht, aber ich würde es jederzeit wieder machen“, sagt Ben Ozeri heute über seine Rettungsaktionen. Inzwischen kümmert er sich um verlassene Hunde aus dem Westjordanland.

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