Together we stand!

Diese Worte erhielten wir am sechsten Tag der kriegerischen Aggression der russischen Armee gegen die Ukraine. Jetzt schon sind über eine Million Menschen auf der Flucht, Tausende getötet und Zehntausende verletzt. Aus der Stadt Dnipro erreichten uns am siebten Tag des russischen Angriffs folgende Zeilen des Künstlers Mikita Shalenii, der die Stadt nicht verlassen hat.

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Asher Cherkaskyi und sein Sohn David in der Synoge von Dnipro. © privat

Als der Krieg begann, sprangen einige reiche Mitglieder unserer Gemeinde in ihre privaten Jets und flohen. Die anderen aber blieben, um zu kämpfen. Der Rabbiner blieb genauso in der Stadt wie viele wichtige Geschäftsleute. Sie alle tun, was sie können: Unternehmen, die mit Eisen arbeiteten, stellen jetzt Panzerabwehrsysteme her, Restaurantund Cafébesitzer kochen für die Armee und die Flüchtlinge. In den letzten Tagen hatten wir einen Zustrom von Flüchtlingen aus Charkiw. Gestern hat die chassidische Gemeinde einen Evakuierungszug für alte Menschen, Frauen und Kinder in den Westen des Landes organisiert.

Viele Juden haben sich auch der Verteidigung angeschlossen und werden für unsere Stadt kämpfen, so auch Asher Cherkaskyi und sein Sohn David. Das Foto der beiden in unserer Synagoge, das wir ins Netz gestellt haben, ging viral, und der französische Comic-Zeichner Joann Sfar hat sie bereits zu Figuren eines Comic-Romans gemacht. Als der Krieg begann, beschlossen auch meine Freundin und ich, bei unserer Gemeinde zu bleiben. Wir arbeiten als Freiwillige – ich mache alles: Lastwagen fahren, Sandsäcke abladen, alles, was man sich vorstellen kann. Meine Freundin, die ein Organisationstalent ist, hat 24 Restaurants zusammengebracht, die gemeinsam zu kochen und die Soldaten und Flüchtlinge mit Essen versorgen.

Ich bin neben der Sorge für alle Menschen in unserem Land auch sehr besorgt über das Schicksal unseres Kunstmuseums. Ich habe als Künstler aber auch Sorge, was meine eigenen Werke betrifft. Mir ist klar, dass die großen Installationen, die ich in den letzten Jahren realisieren durfte und die in der ganzen Stadt gelagert sind, nicht mehr abtransportiert werden können. Alle Lastwagen und Züge werden dringend für die Flüchtlinge gebraucht. Ich stelle aber alles, was ich kann, in die InternetCloud – das ist gut für Video-Arbeiten, doch Installationen kann man hier nicht lagern.

Was mir im Moment vorschwebt, ist eine künstlerische Arbeit, die eine Metapher für die russische Besatzung werden soll – über Feinde, die unsere Körper begraben wollen.

Nr. 5 der Serie Where is Your Brother? von Mikita Shalenii, 2013. ©artsvit.dp.ua

 

Der mehrfach ausgezeichnete ukrainische Multimedia-Künstler Mikita Shalenii wurde 1982 in Dnipro geboren. Seine Arbeiten der letzten Jahre sind bereits von anhaltenden Konflikten und Auseinandersetzungen geprägt, darunter Where is your brother?, Album about War und Long Way to Freedom.

Mit Mikita Shalenii gesprochen hat der in Kiew geborene Kunsthistoriker, Journalist und Kurator Konstantin Akinsha, der bereits seit Mitte Februar versucht, die internationale Aufmerksamkeit auch auf die Bedrohung tausender Kultureinrichtungen und unzähliger Museen samt international bedeutender Sammlungen vor Ort zu lenken. Darunter auch zahlreiche Synagogen, jüdische Museen und Archive.

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