Tröstende Wiegenlieder

Für alles gibt es ein erstes Mal – aber auch ein letztes! Warum die Klarinette im Covid-Lockdown eine Auszeit hatte und wie man die Helmut-List-Halle zum Klingen bringt, erzählt in diesem Monat der steirische Klezmer-Musiker Moritz Weiß.

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Tolles Trio: Niki Waltersdorfer, Moritz Weiß (Mitte) und Maximilian Kreuzer. © Reithofer Media

The more the merrier: Auf dem brandneuen Album
Klezmer Explosion versammeln sich diverse Gastmusiker
rund um das Moritz Weiß Klezmer Trio.
Eingespielt wurden traditionelle Stücke, Lieder und Kompositionen aus der internationalen Yiddish-Music- und Klezmer-Szene.
Einen kleinen Vorgeschmack auf die kraftvolle Musikeruption gibt es in einem tollen Kurzfilm über die Studioarbeit auf: mwktrio.com. Als CD oder Vinyl zu bestellen unter styrianklezmer@gmail.com.

Das letzte Mal, …

dass ich vor Freude explodiert bin, war …
Wir arbeiten jetzt seit über einem Jahr an unserer neuen Trio-CD Klezmer Explosion. Der Moment, als ich das Album letzte Woche schließlich zum ersten Mal in den Händen hielt und wusste, dieses Projekt ist jetzt einmal abgeschlossen, war berauschend.

Das letzte Mal vor Wut explodiert bin ich …
Ich steckte dieses Jahr gemeinsam mit meinen Kollegen sehr viel organisatorische Arbeit in einen Festivaltag, und Covid-19 machte diese Arbeit nicht wirklich leichter. Nach erfolgreicher Pressekonferenz, Flyer- und Plakatdruck und weiteren Promotionkampagnen schien alles zu klappen, bis uns ein essenzieller Festivalpartner kurz vor den Konzerten absagte. Dadurch mussten wir Berge versetzen, um die geplante Veranstaltung doch noch durchzuführen.

Das letzte Mal, dass ich auf meiner Klarinette länger als eine Woche nicht gespielt habe, war …
im ersten Covid-19-Lockdown im Frühjahr 2020. Zahlreiche Auftritte wurden mit einem Schlag abgesagt bzw. verschoben, und die Musikuniversität schloss ihre Türen. Das war die einmalige Chance, sich Dingen zu widmen, für die man sonst nur selten Zeit findet, wie etwa Brot backen oder ausgedehnt spazieren gehen.

Das letzte Mal, dass ich während der Corona-Zeit ein tolles musikalisches Live-Erlebnis hatte, war …
Im Juli spielte ich mit meinem Trio beim steirischen Festival Styriarte in der Helmut-List-Halle in Graz drei Konzerte unmittelbar hintereinander. Gewöhnlich beenden wir das Konzert nach einem fulminanten Finale mit einer sehr ruhigen besinnlichen Zugabe, wo wir mit dem Publikum gemeinsam singen. So auch hier: Es war ein magisches Gefühl, als nach drei intensiven Konzerten das Publikum ein letztes Mal mit uns gemeinsam die ganze Halle zum Klingen brachte.

Das letzte Mal, dass mich Musik getröstet hat, war …
Im August dieses Jahres nahm ich mit dem Vokalensemble Freiklang (drei Frauenstimmen) ein Album mit Wiegenliedern auf. Leider war ich bei den Aufnahmetagen sehr kränklich und konzentrierte mich auf das Notwendigste. Erst einige Wochen später, als ich den ersten Mix durchhörte, wurde mir bewusst, welch friedliche und tröstende Stimmung dieses Album hat, und ich fühlte mich sehr geehrt, bei einigen Stücken mit meiner Klarinette dabei zu sein.

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