Über die Knesset-Wahlen am 17. März und deren politische und soziale Aspekte sprach die Tel Aviver Politologin Tamara Meisels mit Marta S. Halpert.
WINA: Am 17. März 2015 finden in Israel vorgezogene Knesset-Wahlen statt. Woran ist Ihrer Einschätzung nach die Regierung Netanyahu letztendlich gescheitert?
Tamara Meisels: Hauptsächlich an den Widerständen innerhalb seiner eigenen Regierung. Netanyahu hatte mit so starker Opposition in der Koalition zu kämpfen, dass er nicht mehr regieren konnte: Sowohl Justizministerin Zipi Livni als auch Finanzminister Josef Lapid agierten wie Oppositionelle, obwohl sie Regierungsverantwortung trugen. Da hat sich Netanyahu für ein vermeintlich kalkulierbares Risiko entschieden: Er hofft, nach der Wahl mit einer rechtsorientierten Koalition, vermutlich mit den religiösen Parteien, besser zu fahren als mit einer Mitte-rechts-Partnerschaft, in der ihn Zipi Livni und Yitzhak Herzog in eine ganz andere Richtung ziehen würden.
Wenn Sie über die Religiösen reden, meinen Sie die Schas-Partei?
❙ Unter anderem, aber vorwiegend meine ich David Bennet. Er wird mindestens 15 bis 16 Mandate für die Knesset erreichen, denn er ist insbesondere bei den jungen Wählern sehr beliebt, und das nicht nur bei den traditionell oder religiös eingestellten.