Alles, was am 7. Oktober 2023 an Gewalttaten in Israel passierte, war von langer Hand geplant, betonte die deutsche Volkswirtin und Islamismus-Expertin Rebecca Schönenbach. Sie sprach von zwei Jahren Vorbereitungszeit und verwies auf Videos, welche die Gefangennahme von Soldatinnen an der Grenze zeigten, in denen diese von den Hamas-Schergen als „Sklavinnen“ und „Huren“ bezeichnet worden seien. „Da konnte man schon sehen, was sie vorhatten.“ Es gebe aber auch Belege, dass die Terroristen gezielt vorhatten, am Nova-Festival und in den Kibbuzim zu vergewaltigen. Und: Diese sexuelle Gewalt wurde von der Hamas auch im Wissen um die sekundäre Traumatisierung – also die Verunsicherung von Frauen in Israel, aber auch von Jüdinnen weltweit – eingesetzt.
Was Schönenbach vor allem erklärte: Die Unterdrückung von Frauen ist dem Islamismus immanent. „Frauenverachtung ist eine Säule des Islamismus. Islamistische Systeme beruhen auf Frauenfeindlichkeit.“ Frauen würden in islamistischen Staaten nicht nur entrechtet und durch eine Verschleierungspflicht entsexualisiert, es gebe auch eine Geschlechterapartheid. In Afghanistan müssten Frauen sich inzwischen nicht nur wieder völlig verhüllen, sie dürften außer Haus auch ihre Stimme nicht mehr erheben. Frauen, die sich dem widersetzen, würden auch innerhalb der eigenen Gesellschaft vergewaltigt – und die Schuld ihnen selbst zugeschoben. Diese Akte, zuletzt etwa auch vor zwei Jahren gegen Vertreterinnen der Frauenrechtsbewegung im Iran eingesetzt, sollen vor allem eines: andere abschrecken.
Von den befreiten Geiseln wisse
man, dass es auch in der Gefangen- schaft in Gaza zu Vergewaltigungen
gekommen sei.
Leugnen und Verschweigen sexueller Gewalt. Das passiere übrigens auch Frauen in Gaza. Dort, aber auch in der Westbank, sei es 2019 zu massiven Frauenprotesten gekommen, die im Westen kaum wahrgenommen worden seien. Der Widerstand der Frauen habe sich vor allem gegen Ehrenmorde, aber auch gegen gesetzliche Benachteiligungen gerichtet. „Sie wurden von der palästinensischen Polizei und von der Hamas niedergeknüppelt.“ Vorgeworfen wurden ihnen, vom eigentlichen Ziel abzuweichen – der Vernichtung Israels. „Und es wurde ihnen versprochen: Wenn Israel ausgelöscht ist, dann werden sie Frauenrechte haben.“
Die bei den Massakern in Israel angewandte sexuelle Gewalt bezeichnete Schönenbach als „psychologische Kriegsführung“. Von den befreiten Geiseln wisse man, dass es auch in der Gefangenschaft in Gaza zu Vergewaltigungen gekommen sei. „Auch daher ist der Gedanke an jene Frauen, die sich noch in Gaza befinden, unerträglich.“ Man könne sich vorstellen, was ihnen wahrscheinlich weiterhin angetan werde. „Manche Mutter, die in Israel auf die Befreiung ihrer Tochter wartet, muss sich denken, vielleicht bin ich schon Großmutter.“ Es seien aber am 7. Oktober nicht nur Frauen, sondern auch Männer und Kinder vergewaltigt worden – darüber werde noch weniger geredet.
Was Schönenbach zum teils pervertierten Diskurs westlicher Feministinnen sowie Menschenrechtsaktivisten, die die sexuelle Gewalt entweder leugnen oder als berechtigten Widerstand durch die Hamas framen, vor allem unterstrich: Es sei falsch, Frauenrechte immer nur mit dem Westen zu verbinden. „In den 1970er-Jahren war es eine globale Bewegung.“ Damals seien zum Beispiel auch in Nordafrika Frauenrechtlerinnen auf die Straße gegangen. Dazu zählten etwa Huda Scharawi, Nawal El Saadawi und Fatema Mernissi. Als Ende der 1970er-Jahre von Teheran über Kairo bis Algier Islamisten die Macht ergriffen, glichen sie zunächst das Familienrecht an die Scharia an und griffen Frauenrechtlerinnen dann auch physisch an – bis zu Hinrichtungen auf offener Straße.