Visch und Vleisch

2009

Das Vegetasia zählt zu den ältesten vegetarischen Restaurants in Wien. Auch jene Gerichte, die nach Tier klingen, sind hier aus Soja hergestellt. Von Paprikasch

Das Vegetasia in Wien-Landstraße hat zwei Gesichter. Am Abend gibt es sich als modern-stimmungsvoller Asiate: kühl-elegant, ganz ohne Drachenkitsch und Springbrunnen. Nur eine Reihe großer blankgeputzter Nirosta-Geschirre an einem Ende des Hauptraums verweist auf die nüchternere Atmosphäre bei Tageslicht: mit günstigen Menüs um 6,50 Euro und Büfett um 8 Euro.

„Man kann auch gutes Essen zubereiten, ohne dass Tiere
dafür sterben müssen.“ Jaqueline Chang, Chefin

Und doch scheint der Spagat zu gelingen. Das Lokal findet am Abend und zu Mittag seine Gäste, und das seit 1992. Damit zählt das Vegetasia zu den ältesten vegetarischen Restaurants in Wien. Eröffnet wurde es von der Mutter der jetzigen Chefin Jaqueline Chang, und diese erzählt, dass die Grundlage dafür deren Religion gewesen war: „Sie ist Taoistin, also Buddhistin.“ Das beinhalte die Achtung vor Lebewesen: „Man kann auch gutes Essen zubereiten, ohne dass Tiere dafür sterben müssen. Ein Großteil unserer Speisen ist sogar vegan, also ohne Eier und Honig.“

Einen Kompromiss mit den Wiener Gästen hat man dennoch für notwendig gehalten. Nicht alle Gerichte sind nach den tatsächlichen Rohmaterialien benannt, sondern tarnen sich mit tierischen Namen. Da findet sich Rindfleisch und Fisch, Huhn und Schrimp. Nur dass diese Speisen vorrangig aus Soja-Eiweiß bestehen, für die Fasern und den Biss bei den Rindfleischgerichten sorgen die Stämme von Shiitake-Pilzen.

Dies kann recht gut gelingen oder auch etwas weniger. Das Rindfleisch mit Wasserspinat ist eine Köstlichkeit, unter den Acht Schätzen können die meisten „Fleisch“-Stückchen halt doch ihre Tofu-Gene nicht verleugnen. Bei den Vorspeisen – etwa Frühlingsrollen oder gebratenem Tang – wird kaum jemand tierische Fette vermissen, das gemischte Sorbet von Ribisl, Zitrone und Mango kann mit jedem Haubenlokal mithalten.

Die reichhaltige Vegetasia-Karte schreibt konsequent die so genannten Fleisch- und Fisch-Speisen mit V, um auf deren Herkunft zu verweisen. Zusätzlich warnen kleine rote Chili-Schoten vor dem Schärfegrad – dieser reicht bei scharfen Gerichten von eins bis vier. Wer keine Scheu davor hat, dem seien die roten Schoten empfohlen, als Belebung des doch eher zurückhaltenden Tofus.

Die Preise sind auch am Abend moderat: Der vegetarische knusprige Heilbutt mit kleinem pikantem Salat ist mit 4,50 Euro eine der teuersten Vorspeisen, die anderen, etwa acht Stück Wun-Tun gebacken, kosten ab 2,90. Hauptspeisen liegen entweder knapp unter zehn Euro, etwa gedämpfte Jiao-Ji-Gemüse-Teigtäschchen, oder etwas darüber, wie HühnerVleisch mit Cashewnüssen und Gemüse gebraten, pikant. Mehrere Biersorten – auch asiatische – und eine kleine, feine Weinkarte mit knapp kalkulierten österreichischen Weißen und Roten runden das Angebot ab.

RESTAURANT TIPP
Vegetasia
Ungargasse 57, 1030 Wien
Tel.: +43/(0)1/713 83 32
Mail: office@vegetasia.at
vegetasia.at

Warme Küche:
Montag bis Sonntag,
11.30 –15 und 17.30 –23 Uhr

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