Es waren die Gewalt der Polizei und alltägliche Diskriminierung, die Tausende wütende äthiopischstämmige Mitbürger auf die Straßen Israels mobilisierten. Die eskalierenden Demonstrationen zeigten auf, wie tief der soziale Riss zwischen Israel und dieser Gemeinde tatsächlich ist. Gadi Yevarkan, einer der Anführer der Protestbewegung, möchte trotz der langjährigen Frustration das Land, von dem er als Kind immer geträumt hat, auf keinen Fall aufgeben. Interview: Itamar Treves-Tchelet
WINA: Herr Yevarkan, bis Sie neun Jahre alt waren, lebten Sie in Äthiopien. Welche Vorstellungen von Israel hatten Sie damals?
Gadi Yevarkan: So wie jede jüdische Person auf der Welt, die über die Rückkehr nach Zion nachdenkt, waren wir sicher, dass alle Juden in Äthiopien nach Israel kommen werden, um dort ohne Angst zu leben. Es war einfach Zionismus in seiner stärksten Form. Sogar Kinder, die gerade reden gelernt hatten, konnten „Jerusalem“ bereits sagen – oft als erstes Wort noch vor „Mama“ oder „Papa“. Dass es auch weiße Juden geben könnte, haben wir uns gar nicht vorgestellt.