Die jüdische Gemeinde von New Orleans ist mit 8.000 Mitgliedern im Vergleich zu anderen amerikanischen Städten durchaus überschaubar. Dennoch ist die jüdische Krewe ein fixer Bestandteil des berühmten Madi Gras. Von Anna Goldenberg
Die Fotogalerie von L. J. Goldstein befindet sich in einem einstöckigen roten Haus in einer ruhigen Seitenstraße von Trème, einem zentralen Stadtteil von New Orleans. „The Brass Camera“, die „Messingkamera“ hat er sie genannt, und glänzendes Messing sieht man auf vielen seiner in Grautönen gehaltenen Drucke, die Brassbands und andere Szenen von Mardi Gras, dem berühmten mehrwöchigen Karneval in New Orleans zeigen.
In einem vollgestopften Hinterzimmer bewahrt Goldstein, der in einer jüdischen New Yorker Familie aufwuchs und seinen vollen Vornamen nicht mag, seine eigenen Mardi-Gras-Accessoires auf: Goldgesprayte Bagel befinden sich neben einer Kiste, die mit bunten Sparschweinen aus Plastik gefüllt ist. Auf einem Regal thront ein schwarzer Hut, auf dem eine violette Lilie, das Wahrzeichen von New Orleans, eine ehemalige französische Kolonie, prangt – umrahmt von einem Davidstern.
Mardi Gras ist mit Fasching hierzulande vergleichbar und eine ursprünglich katholische Tradition, die am 6. Jänner beginnt und mit dem Beginn der christlichen Fastenzeit endet. Die Verbindung mit Judentum scheint zunächst unerklärlich – und war es auch lange Zeit: Für den Großteil des 20. Jahrhunderts waren Juden von der Mitgliedschaft in den meisten bedeutenden Karneval-„Krewes“, wie die Organisatoren der oft schrillen Paraden genannt werden, exkludiert. Erst in den 60er-Jahren wurden weniger elitäre Krewes gegründet, die offen für alle waren. Und 1996 gründete Goldstein die erste jüdische Krewe, die „Krewe du Jieux“.