
Die dritte Staffel von Teheran ist nun endlich im Fernsehen angelaufen. Mit viel Werbung und in großer Erwartung. Eigentlich wären die Folgen längst fertiggestellt gewesen, aber dann wurde die Ausstrahlung nach dem 7. Oktober erst einmal verschoben. Ein solches Programm, Unterhaltung zumal, während der Iran und Israel einander erstmals direkt und nicht mehr bloß in einem Schattenkrieg angriffen: Das ging nicht. Zu nahe an der Wirklichkeit. „Wir hatten schon geglaubt, dass die neue Staffel nie ausgestrahlt wird“, sagt die Schauspielerin Niv Sultan. Sie spielt Tamar, die Hauptfigur in dem Thriller. Tamar ist eine israelische Spionin, die iranische Atomanlagen sabotiert und dabei eine ganze Reihe an Leuten umlegt, aber selbst immer wieder ihren Verfolgern entkommt.
[…] allerdings ist die Entwicklung im
Nahen Osten seither noch verrückter
geworden, sodass die von der
Realität eingeholte Fiktion kaum
mehr mithalten kann.
Nun aber schien der Zeitpunkt doch gekommen – allerdings ist die Entwicklung im Nahen Osten seither noch verrückter geworden, sodass die von der Realität eingeholte Fiktion kaum mehr mithalten kann. Wer hätte sich noch vor zwei Jahren vorstellen können, als das Ende der zweiten Staffel über die Bildschirme flimmerte, dass bis zum Anlauf der dritten Staffel der Iran bei zwei Angriffen ballistische Raketen auf Israel abfeuern und der Hamas-Anführer Ismail Haniye bei einem Besuch in Teheran in einer Residenz für VIPs sein Leben lassen würden. Dass die Hisbollah durch Beeper-Angriffe dramatisch geschwächt und deren Anführer Hassan Nasrallah in seinem meterdicken Betonbunker durch diese erwischt werden würde. Vor der Ausstrahlung des ersten Teils der neuen Staffel am 9. Dezember meinte Dana Eden, eine der drei Creators, die Teheran konzipiert haben, sie hoffe, dass der Iran doch noch ein bisschen durchhalten werde, wenigstens, bis die Serie durch ist. Und wer weiß, ob es danach, wenn die Dinge sich so weiterentwickeln, überhaupt noch eine weitere Staffel geben wird.
Zwar ist offen, wer jetzt in Zukunft Syrien regieren wird, aber es steht fest, dass mit der Flucht Assads die iranische „Achse des Widerstands“ einen weiteren Schlag bekommen hat, vielleicht den schwersten. Das ist die gute Nachricht. Doch auch in Israel hat man das nicht kommen sehen. Man war genauso überrascht, wie schnell das syrische Regime – der einzige staatliche Hauptverbündete Teherans – am Ende implodierte. Und neben dem Staunen herrscht jetzt die Sorge, dass fundamentalistische Kräfte dort einziehen könnten, wo die syrische Diktatorenfamilie Assad seit 54 Jahren ihr Terrorregime aufrechterhalten hatte.

Deshalb gibt es jetzt in Israel noch eine weitere Front. Die Armee ist in die Pufferzone auf den Golanhöhen vorgerückt, sie hilft dort der UNO-Truppe UNDOF, weiter präsent zu bleiben, auch wenn das Truppenentflechtungsabkommen nach dem Jom-Kippur-Krieg von 1974 zwischen der israelischen und syrischen Armee hinfällig geworden ist. Darüber hinaus ist von einigen „weiteren Stellungen mit strategischer Bedeutung“ die Rede und vor allem von Luftangriffen.
Es geht dabei um Abschreckung und um die gerade alles verändert und neuordnet. Unklar ist, wer sich als neuer Machthaber in Syrien durchsetzen wird. Auch nachdem nun auch Russland seine Kriegsschiffe evakuiert. Es geht darum zu verhindern, dass die Stellungen der syrischen Armee, aber auch strategische Waffen in die falschen Hände geraten. An potenziellen Bewerbern fehlt es beileibe nicht.
Es geht um die Zerstörung chemischer Waffen, aber auch um militärische Infrastruktur wie Produktionsstätten. In Damaskus soll ein CERS-Forschungszentrum zerstört worden sein, das bereits in der Vergangenheit von den USA, Frankreich und Großbritannien wegen seiner Verbindung zu Assads chemischem Waffenprogramm in Angriff genommen worden war.
Weil niemand weiß, wie das Ganze am Ende ausgehen wird, positionieren sich gerade alle Nachbarländer vor Ort. Oder sie haben – wie Jordanien – große Sorge vor einer künftigen Konstellation in Syrien, die auch für sie eine Bedrohung darstellen könnte.
Es bleibt also hochspannend. Und da wären ja noch einige Folgen von Teheran, die jeweils am Montagabend im ersten Programm gezeigt werden. Während also die Serie zeigt, wie sich Tamar auch ihren eigenen Leuten im Mossad entgegenstellt, um auf eigene Faust gegen das Regime zu agieren, offenbart sie auch einen Blick in die internen Verhältnisse im Iran: die Rolle der Frau, die Sehnsucht nach Freiheit.