Der Nobelpreis eine „Glückskatastrophe“, die Ehrungen eine Qual, das Alter Demütigung, der Körper Leiden, das Schreiben Kampf, das Leben ein Warten auf den Tod. Imre Kertész’ Tagebuchband Letzte Einkehr wird wohl sein letztes Buch sein. Von Anita Pollak.
Ein Mensch mit Geschmack lebt in meinem Alter nicht mehr, schreibt Imre Kertész im Mai 2009 in sein Exit-Tagebuch. Seit einiger Zeit lebt der jetzt 84-Jährige wieder in Budapest, wohin er nach seinen Berliner Jahren eigentlich nie mehr zurückkehren wollte. Seine Wohnung in Buda kann er, unter Parkinson leidend, ebenso wenig verlassen wie das verhasste Land. Wenn man seine letzten Tagebücher gelesen hat, weiß man, dass das für ihn eine tragische Kapitulation sein muss.