Eine abenteuerliche Zugreise in die israelische Psyche von Jung und Alt. Der schmale Grat zwischen Hashtag und Trashbag und was Armin Wolf damit zu tun hat. Und die alles entscheidende Frage: Ist der Zug schon abgefahren? Von Iris Lanchiano.
Kurz vor der Station Akko kam der Zug zum Stehen. Man konnte die nächste Station zwar schon sehen, aber bis zur Einfahrt hat es der Zug nicht mehr geschafft. Es vergingen ein paar Minuten, bis mich der Soldat gegenüber mit fragenden Blicken anschaute. Es kam noch keine Durchsage, also zuckte ich mit den Achseln.
Neben mir saß ein junges Mädchen, geschätzte 16. Die ganze Zugfahrt durfte ich mithören, wie sie mit ihrer Freundin am Telefon den Instagram-Account, oder wie es in Israel oft liebevoll heißt „Instusch“, eines Mitschülers analysierten. Die Foto- und Video-Applikation für Smartphones ist hier der Renner. Mit so genannten Hashtags, Schlagwörter gekennzeichnet durch das Doppelkreuz (#), werden Fotos beschrieben, untergeordnet und gegenwärtige Stimmung ausgedrückt. Fortgeschrittene wissen sofort, was gemeint ist, wenn von Food Porn und Selfie-Wahn gesprochen wird. Ich hörte ein Gespräch mit, das ich lieber nicht mitgehört hätte.