Wir schreiben den Monat Nissan, in dem wir mit dem Pessachfest Jahr für Jahr die Befreiung des jüdischen Volkes aus der ägyptischen Gefangenschaft feiern. Wir erinnern diese Befreiung nicht (nur) als einen Akt kollektiver Erlösung. Jeder Mann, jede Frau, jedes Kind erfuhr diese Befreiung der Gemeinschaft auch als individuelles Erlebnis. So feiern wir zu Pessach also auch unsere persönliche Freiheit, die heute genauso wenig selbstverständlich ist wie in jenen biblischen Zeiten.
Angesichts der Flüchtlingsströme aus den Kriegs- und Katastrophengebieten dieser Welt sollte uns diese Freiheit, die wir allzu oft für selbstverständlich erachten, nur lieb und teuer sein. Täglich sehen wir tausende Menschen in Schlauchbooten, auf verregneten Landstraßen, vor Stacheldrahtzäunen, die darum flehen, endlich frei zu sein – Menschen, die hoffen, eine Chance auf Menschenwürde zu bekommen.