„Wir würden das wieder machen“

Die Jüdischen Österreichischen HochschülerInnen zeigten während des Shutdowns, was Generationenzusammenhalt bedeutet.

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Helfen. Im Nu hatten sich an die 100 jungen Leute aus der Gemeinde eingetragen, die alle mithelfen wollten. © JÖH; Noah Scheer

Als die Regierung Mitte März jene Maßnahmen verkündete, mit denen in Österreich die Ausbreitung des Coronavirus eingedämmt werden sollte, wurde vor allem auch kommuniziert: Menschen, die auf Grund ihres Alters zur Risikogruppe zählen, sollen möglichst nicht das Haus verlassen, vor allem aber nicht selbst in den Supermarkt einkaufen gehen. Wie aber werden da vor allem jene, die alleine leben, weiter mit Lebensmitteln versorgt? „Gleich, als diese Verordnungen veröffentlicht wurden, haben wir in der JÖH die Vision gehabt, dass wir einen Hilfsdienst auf die Beine stellen wollen“, erzählt JÖH-Vorsitzender Noah Scheer. Von der Idee zur Umsetzung dauerte es nur kurz, denn im Nu hätten sich an die 100 jungen Leute aus der Gemeinde eingetragen, die alle sagten: Wir wollen mithelfen.

»In einer jüdischen Gemeinde geht es auch
um Wärme und darum, einander zu helfen.
Das ist uns, glaube ich, gelungen.«

In einem ersten Schritt riefen sie all jene Gemeindemitglieder durch, die potenziell Einkaufshilfe benötigen könnten, das waren etwas mehr als 1.500 Personen. „Ein Teil von ihnen hat gesagt, danke, aber wir möchten nicht mehr angerufen werden. Andere haben sich gefreut und uns gesagt, was sie an Essen oder an Medikamenten brauchen.“ Die Räumlichkeiten der JÖH wurden kurzerhand zum Lager umgebaut und mit finanzieller Unterstützung durch die IKG zunächst ein Grundvorrat an Lebensmitteln angelegt – da Pessach vor der Tür stand sowohl koscher le Pessach wie auch nicht koscher le Pessach.

© JÖH; Noah Scheer

Frisches Obst und Gemüse wurde über einen jüdischen Naschmarkthändler vom Großmarkt bezogen, individuelle Wünsche wurden durch zusätzliche Einkäufe abgedeckt.

Sechs Wochen lang lieferten die jungen Helferinnen und Helfer jeweils dienstags und donnerstags von Wien bis Niederösterreich. Wenn jemand auf Grund einer zusätzlichen finanziellen Krisensituation Probleme hatte, für das Benötigte zu zahlen, sprang die IKG ein. Die Studierenden halfen aber auch vor Ort, wenn beispielsweise etwas von einem Kasten heruntergeholt oder etwas anderes zu Hause erledigt werden musste, was alleine nicht zu bewerkstelligen war. Auch dabei wurde immer darauf geachtet, dass die Helfer Mund-Nasen-Schutz tragen und jede Hilfe kontaktlos erfolgt, betont Scheer. Zusätzlich wurde in Kooperation mit dem Maimonides-Zentrum für an die 20 Personen ein „Essen auf Rädern“-Dienst auf die Beine gestellt. Drei Autos mit Fahrer und Beifahrer waren unterwegs, um gekochte Speisen zuzustellen.
In diesen Wochen haben Scheer und andere 60 Stunden und mehr pro Woche gearbeitet. Es sei eine intensive, aber auch sehr schöne Zeit gewesen, meint Scheer, und er und all die anderen Studierenden, die mitgeholfen hätten, würden das, gäbe es nochmals so eine Krise, sicher wieder tun. „In einer jüdischen Gemeinde geht es auch um Wärme und darum, einander zu helfen. Das ist uns, glaube ich, gelungen. Manche der Menschen, die wir beliefert haben, waren tief gerührt. Aber auch viele von uns sind aus diesen Wochen mit einem sehr positiven Gefühl herausgegangen.“

© JÖH; Noah Scheer

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