Wo „Französisch“ für unversnobt steht

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Gesund, schnell und erschwinglich isst man im Midi am Hohen Markt.

Auch Nostalgiker aus der Umgebung des Hohen Markts, die bei „Leo Steiner & Comp.“ jahrzehntelang ihren Papierbedarf abdeckten, werden milde gestimmt sein: Statt der vollgeräumten Regale empfängt sie jetzt das frische, in Hellblau gehaltene Ambiente des le petit déli namens Midi. Zwei Freunde, der Franzose Guilhelm Baribeaud und der Israeli Pessah Yampolsky, machten ihre Leidenschaft zum Geschäftsmodell. „Wir lieben das gute Essen und haben immer von einem eigenen Lokal geredet“, erzählt Baribeaud, der ein BWL-Studium abgeschlossen hat und über seine Arbeit beim Papiererzeuger Mondi nach Wien kam. Sein Freund und Geschäftspartner ist promovierter Mikrobiologe und überlegte, ein Forschungsprojekt in den USA anzugehen. „Da hat er mich gefragt, ob er das anfangen soll oder ob wir endlich unseren Traum verwirklichen wollen.“

„Siebzig Prozent unserer Gäste sind Frauen – sie wagen schneller etwas Neues.“ G. Baribeaud

midiDie Entscheidung fiel zugunsten der Gastronomie aus: Yampolsky verließ die USA und kam für das gemeinsame Projekt nach Wien. Im Herbst 2015 eröffneten die Freunde das Midi, das sofort gut angenommen wurde. „Siebzig Prozent unserer Gäste sind Frauen – sie wagen schneller etwas Neues“, lacht der Neo-Wirt, der ebenso wie Yampolsky den Segen der eigenen Ehefrauen für dieses Projekt eingeholt hat. Das Lokal und sein Angebot stehen für das „offene Frankreich“, erklärt Baribeaud, für das Land, das auch in seiner Küche auf die vielfältigsten Einflüsse verweisen kann. „Es geht um das größere Frankreich, jenes mit der größten jüdischen und muslimischen Bevölkerung in Europa. Daher bieten wir sowohl Gerichte mit nordafrikanischem als auch israelischem Einschlag an.“ Um die Rezepte und deren Umsetzung kümmert sich Franck, der Koch, der aus der Bretagne stammt, wo sein Vater ein Hauben-Restaurant betreibt. Direkt aus Frankreich kommen auch die Bordeaux-Weine, weiß, rosé und rot, denn Vater Baribeaud produziert dort Wein auf 30 Hektar.

Geboten wird viel Vegetarisches, Salate und täglich eine Quiche du jour um € 7,90. Auch die Tagesspeisen kosten so viel, zum Beispiel Gefüllte Paprika mit Couscous und Pinienkernen à la Nicoise; Babyspinat, Zucchini und Comté-Käse-Lasag­ne oder Karfiol, Süßkartoffeln, Kichererbsen-Curry. Entrées und kleine Salate kosten € 3,80 und bestehen aus Quinoa, Humus, Granatapfel und Mandeln oder aus Avocado, Garnele und Grünem Apfel. Für die Suppen, etwa Kürbis-Sternanis oder Karotte-Galganth, zahlt man ebenfalls € 3,80.

„Am Nachmittag kommen auch Geschäftsfrauen, Freundinnen oder Pensionistinnen, um unsere beliebte Patisserie zu genießen“, erzählt Baribeaud, „da zählt das Zitronen-Tartelette Meringuée zum größten Renner.“ Zusätzlich zum Take-out kommen noch die Catering-Aufträge, die bereits eine größere Küche erfordert, die im 10. Bezirk angemietet wurde. Mit großer Vorfreude blicken die Midi-Betreiber auf den März: Da entsteht auf dem Trottoir südliches Flair, und zwar ein Schanigarten mit weiteren 30 Sitzplätzen.

Paprikasch

Restaurant- TIPP

Midi
Hoher Markt 5, 1010 Wien
Tel.: +43/(0)1/890 45 64
Mo.–Fr., 11.30–19.30 Uhr
(ab März im Schanigarten bis 22 Uhr)

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