Wo sich die Naschkatzen treffen

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Rosenwasser, der Zaubertrank des Orients, ist nicht nur Schönheitselixier sondern auch die Hauptzutat der israelischen Nationalsüßspeise Malabi.

Von Iris Lanchiano

Alleine der Geruch von Rosenwasser versetzt mich in meine Kindheit zurück. Ich muss nur die Augen schließen und ich befinde mich wieder in der Küche meiner Großeltern in der südlichsten Stadt Israels, in dem am Roten Meer gelegenen Eilat. Der Geruch war als Kind zu exotisch für mich und ich lehnte die Süßspeisen aus der ägyptischen Küche meiner Großmutter ab. Ich bevorzugte die Ribiselschnitte die es bei Familienbesuchen in Niederösterreich gab, anstatt Basbousa, den arabischen Grießkuchen.

In vielen sephardischen Haushalten wird Malabi traditionell nach dem Fasten an Yom Kippur gegessen. Ursprünglich stammt Malabi aus der Türkei wo es unter Muhallebi (z. Dt. Pudding) bekannt ist. Das traditionelle Rezept beruht auf Reismehl, um die Milch zu verdicken, aber heute wird Reismehl oft durch Maisstärke ersetzt. Der cremige Pudding ist mit Rosenwasser aromatisiert und wird mit süßem Sirup übergossen.

Malabi Dajani versorgt die Bewohner Jaffos bereits seit drei Generationen
mit köstlichem Malabi.

Der Geschmack von Rosenwasser ist bei traditionellen sephardischen Familien oft der Geruch von Feiertagen und besonders beliebt zu dem Feiertag Schawuot, wo viele Milchprodukte gegessen werden. Rosenwasser, das durch Einweichen und Destillieren von frischen Rosenblättern im Wasser hergestellt wird, hat einen großen Einfluss auf die arabisch-jüdische Küche. Meine Großeltern, die 1948 von Kairo nach Israel kamen, wussten aber, dass sie mir anstatt mit den traditionellen Süßspeisen, eher mit dem beliebten israelischen Schokopudding Milky aus dem Supermarkt Freude machten.

Kokosraspeln wie auf diesem Foto findet man im beliebten Malabi Dajani in Jaffo nicht. Dochsie zählen, so wie Zimt und Pistazien, zu den gern gewählten Toppings dieser israelischen Traditionssüßspeise.

Der israelische Kochbuchautor Yotam Ottolenghi ist der Meinung, dass eine Nachspeise ohne Rosenwasser oder Orangenblüten undenkbar ist. In Israel ist die süße Leckerei Malabi nicht nur beliebtes Streetfood, sondern es wird auch zunehmend in gehobenen Restaurants angeboten. Mittlerweile bin auch ich auf den Geschmack gekommen und ziehe Malabi dem Schokopudding aus dem Supermarkt vor. Schuld daran ist Schlomi Dajani und seine Malabi-Theke in Jaffo.

Malabi Dajani versorgt die Bewohner Jaffos bereits seit drei Generationen mit köstlichem Malabi. Es fing mit einem Straßenwagen an, nicht weit vom heutigen Standort. Vor ca. 15 Jahren wurde dann aus dem mobilen Straßenwagen ein Malabi-Imbiss-Stand. Zu finden ist Malabi Dajani in Jaffo auf dem Jerusalem-Boulevard 94. Darauf aufmerksam wird man eigentlich nur, durch die Traube an Menschen, die sich vor dem Imbiss zusammenträgt, denn es gibt kein Schild welches darauf hinweist, was es bei Familie Dajani gibt. Wer sich aber dorthin verirrt, bekommt ein herzliches Willkommenslächeln von Schlomi und wird sofort angesteckt von seiner Leidenschaft für Malabi. Bei Dajanis authentischem Malabi-Imbiss gibt es Malabi auf die klassische Art, parve oder mit Schokoladen-Geschmack. Im Winter hat Schlomi auch Sachlab, ein beliebtes Heißgetränk im Nahen Osten.

Wer seine Portion gleich vor Ort verzehrt, bekommt für umgerechnet drei Euro eine grosse Portion Malabi in einem Glas serviert. Auf dem cremigen Pudding kommt dann ein Himbeer-Rosen Sirup aber keine Garnierung. Bei Schlomi ist das Garnieren der Süßspeise, wie es vielerorts in Jaffa zu finden ist, strengstens verboten. Hier bekommt man sein Malabi nach der 60- jähriger Familientradition, ohne Pistazien, Zimt, Erdnüssen oder Kokosraspeln. Kein Schnickschnack, nur Geschmack.

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