Der Rabbiner Schlomo Hofmeister und der Imam Ramazan Demir bewiesen mit ihrer gemeinsamen Reise durch Israel, dass ein Dialog möglich ist und Lösungen in greifbarer Nähe sind. Von Ben Segenreich
Der quirlige israelische Soldat, der an diesem Morgen am Fuß der steinernen Stiege zum Grab der Patriarchen die Ankömmlinge kurz ausfragte, war äthiopischer Herkunft. Vielleicht kannte er sich deswegen mit den Outfits der verschiedenen religiösen Würdenträger, die einem in der Region über den Weg laufen können, nicht so gut aus. Das selbstbewusste, ruhige Auftreten der beiden offensichtlich respektablen Besucher muss ihn irgendwie überrumpelt haben, und nachträglich stellte sich heraus, dass er geglaubt hatte, es mit zwei Rabbinern zu tun zu haben – denn der merkwürdige Weißgekleidete trug ja eine kreisrunde Kopfbedeckung, die durchaus als große Kippa eines nationalreligiösen Juden durchgehen konnte. Nur so ist es zu erklären, dass der Muslim mit seinem jüdischen Gefährten den Aufstieg nehmen konnte, der für die Juden vorgesehen ist. Erst unmittelbar vor dem Synagogeneingang wurde der Imam von anderen Soldaten, die ihren Augen nicht trauten, „ertappt“ und über eine Abkürzung zur muslimischen Abteilung umdirigiert. Das herodianische Bauwerk in Hebron ist eines der Symbole für den israelisch-palästinensischen Konflikt mit seiner Verflechtung von territorialen, nationalen und religiösen Motiven. Weil der Stammvater Abraham hier begraben sein soll, ist die Stätte sowohl Juden als auch Muslimen heilig. Also ist man hier immer wieder übereinander hergefallen. Und deshalb wurden streng getrennte Zugänge eingerichtet – kein Jude darf auf die muslimische Seite, und umgekehrt, egal, ob es sich um Einheimische oder Ausländer handelt.