Die Rolle der Frau in Israel ist komplex, vielfältig und stark von kulturellen, religiösen, politischen und sozialen Faktoren geprägt. Diese Diversität spiegelt sich auch in den beeindruckenden Erfolgsgeschichten israelischer Frauen wider, die jedes Jahr im Rahmen des Women Leaders Summit geehrt und mit dem Next-Gen Women Entrepreneurship Award geehrt werden. Am 25. März 2025 stellten im Rahmen dieser Veranstaltung in Jerusalem weibliche Führungskräfte ihre bemerkenswerten Initiativen aus einer Vielzahl von Branchen vor.
Frauen in Israel sind hervorragend ausgebildet – viele haben einen Hochschulabschluss, insbesondere in den Bereichen Medizin, Rechtswissenschaften und Ingenieurwesen. Der obligatorische Militärdienst vermittelt Frauen wertvolle Fähigkeiten in Führung, Problemlösung und Belastbarkeit, die für den Unternehmergeist von großer Bedeutung sind. Technologieunternehmen spielen für die israelische Wirtschaft eine entscheidende Rolle. Dennoch bleibt die gläserne Decke sichtbar und spürbar. Trotz der steigenden Anzahl von Frauen, die technische Studiengänge abschließen, sind nur etwa 17 Prozent der Führungspositionen in privaten Technologieunternehmen mit Frauen besetzt.
Gründerinnen haben im Vergleich zu ihren männlichen Kollegen deutlich weniger Zugang zu Venture Capital – ein globales Problem, das auch in Israel besteht. In 40 Prozent der aktiven Venture-Capital-Fonds in Israel sind keine weiblich geführten Unternehmen vertreten. Der Anteil weiblicher CEOs, die ein Start-up leiten, beläuft sich lediglich auf etwa 10,6 Prozent – ein ernüchternd niedriger Wert im Vergleich zu anderen globalen Technologiezentren. Im Silicon Valley sowie in Boston, Sydney, Stockholm und Los Angeles ist das Verhältnis weiblicher CEOs mehr als 50 Prozent höher als in Israel.
Die Eröffnungsrede des Women Leaders Summit hielt Irit Bahar, Leiterin der ophthalmologischen Abteilung am Beilin-son Spital in Tel Aviv und eine der führenden Augenärztinnen Israels. In ihrem Vortrag über Strategien zur Überwindung geschlechterspezifischer Barrieren in der Arbeitswelt teilte sie auch ihre persönliche Karrieregeschichte. Als sie sich um die Position für die Leitung der Augenabteilung bewarb, wurde sie unerwartet schwanger. Trotz ihrer eigenen Zweifel, sowohl ihre Karriere wie auch die Schwangerschaft und die Pflichten als Mutter meistern zu können, überwand sie diese Herausforderungen mit Entschlossenheit.
Die Preisträgerinnen
Zu den diesjährigen Gewinnerinnen des Next-Gen Women Entrepreneurship Awards zählt Maya Lebow, Mitbegründerin und CEO von ANeustart. Ihr Unternehmen hat eine App entwickelt, die personalisierte Erste Hilfe für das sich entwickelnde Gehirn von Kindern mit unterschiedlichen Lernschwierigkeiten bietet. Ein entscheidender Aspekt dabei ist die Ernährung der Kinder. Bei ANeustart entstand ein KI-gesteuerter Algorithmus, der die erforderlichen Nährstoffe auf die individuelle Physiologie jedes Kindes abstimmt.
Die zweite Preisträgerin ist Ronya Rubinstein, CEO von Endospot. Ihr Forschungsschwerpunkt konzentriert sich auf die Behandlung von Endometriose, einer Krankheit, die weltweit jede zehnte Frau betrifft. Die Lösung von Endospot verfolgt das Ziel, die Endometriose-Herde durch eine minimal invasive Therapie mit nur geringen Nebenwirkungen zu entfernen.
Becky Peer, Mitbegründerin und CEO von Angelbe, wurde als dritte Preisträgerin des New-Gen Women Entrepreneurship Awards ausgezeichnet. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Stärkung jüdischer Gemeinden durch strategisches Spenden. Angelbe bietet ein zentralisiertes System, das es ermöglicht, Spenden zu steuern, die Bemühungen zu vereinheitlichen und den Einfluss zu maximieren. Dadurch haben Führungskräfte die Möglichkeit, dort zu helfen, wo es am dringendsten benötigt wird, und sich mit anderen Entscheidungsträgern zusammenzuschließen, um echte Veränderungen zu bewirken. Über eine digitale Plattform werden Philanthropen mit wirkungsvollen Projekten in jüdischen Gemeinden vernetzt.
Die vierte Preisträgerin ist Dr. Orna Yehuda-Abramson, Mitbegründerin und Chief Security Officer von Endpoint Security. Ihr Start-up setzt mit einer innovativen Verschlüsselungstechnologie für die Remote-Arbeit neue Maßstäbe in der Cyber-Sicherheit. Jedes Jahr verlieren Unternehmen Milliarden durch Cyber-Angriffe. Endpoint Security bietet Organisationen, remote wie auch lokal zu arbeiten, ohne dabei Kompromisse bei der Sicherheit einzugehen.
Jessica Zandani, die CEO und Gründerin von STEM-Up Israel, wurde als fünfte Bewerberin im Rahmen der Veranstaltung ausgezeichnet. STEM steht für „Science Technology Engineering Mathematics“. Das Start-up hat ein praxisnahes und greifbares Programm für Wissenschaft und Technologie entwickelt, das Unternehmen mit Studierenden in den entsprechenden Studienrichtungen verbindet, um diese gezielt zu fördern und zu betreuen.
Führung in Männerdomänen: die Kunst, sich Gehör zu verschaffen
Bei der Women Leaders Conference 2025 wurden Frauen in bedeutenden Führungspositionen israelischer Unternehmen und Institutionen zu Vorträgen eingeladen. Unter anderem wird die staatliche Lotterie von einer Frau geleitet, ebenso wie Magen David Adom. Osnat Elroy und Dovrat Weizer hielten Vorträge über Führung, Repräsentation und Interessenvertretung in männerdominierten Bereichen. Die anfänglichen Erfahrungen von Osnat Elroy in ihrer Führungsposition war, sich beim männlich dominierten Vorstand Gehör zu verschaffen. Sie erkannte, dass weibliche Stimmen von Männern oftmals nicht gehört oder vielleicht auch überhört werden. Erst durch eine klare und nahezu aggressive Ausdrucksweise wurde ihr zugehört.
Dovrat Weizer, Vorsitzende von Magen David Adom, teilte ihre Erfahrungen auf dem Karriereweg und beleuchtete die dringenden Bedürfnisse der Organisation. Sie betonte, dass bemerkenswerte 48 Prozent der Rettungskräfte Frauen sind. Als Mutter von drei Kindern, die derzeit im Militärdienst stehen, engagierte sie sich nach dem 7. Oktober 2023 ehrenamtlich, um Soldaten im Einsatz zu unterstützen. Ihr Ziel ist es, das öffentliche Bewusstsein zu stärken, das die Anerkennung des medizinischen Rettungspersonals fördert, um damit auch die dringend benötigte finanzielle Unterstützung zu mobilisieren.
Israelische Unternehmerinnen beweisen eindrucksvoll, dass Innovation und Führung unabhängig vom Geschlecht sind. Durch ihre Arbeit beeinflussen sie nicht nur die Wirtschaft, sondern inspirieren auch junge Mädchen, Karrieren in den Bereichen Technologie, Wissenschaft und Unternehmertum anzustreben. Die Start-up-Nation Israel wird umso dynamischer, wenn Frauen die gleichen Chancen erhalten – und die aktuellen Entwicklungen sind ein vielversprechender Anfang.