„So natürlich wie das Atmen war die Musik für mich“

Das erzählt die Sängerin Judit Klein, die auf Einladung des Musikers und Komponisten Béla Koreny von Budapest nach Wien kam, im WINA-Interview. Ihr gemeinsamer Abend heißt „Bei mir bist Du schön“ im Wiener Akzent Theater.

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WINA: Sie kommen aus Budapest, wo Béla Koreny Sie für den vierten Teil seines Zyklus jüdischer Lieder, diesmal mit dem Titel „Bei mir bist du schön“, angeworben hat. Sie werden für die Veranstaltung am 15. Juni im Wiener Akzent Theater als Musical Sängerin vorgestellt. In einem längeren Youtube-Interview reden Sie aber großteils von Ihrer starken jüdischen Verwurzelung und Identität, stammt das aus der Familie?

Judit Klein: Zwei Sachen sind mir in meinem Leben am Wichtigsten: Musik und mein Judentum. Weltliche Musik habe ich an Musikschulen, in Chören gelernt, die jüdische Musik war durch meine Familie immer präsent. Mein Vater war der Oberkantor Ervin Klein, der den Jüdischen Kinderchor der Bethlen Synagoge 1985 gegründet hat, und als Erster in Europa nach dem Krieg jüdische Melodien in einer einzigartigen Weise an die Kinder weitergegeben hat. So kam ich schon sehr früh mit diesen traditionellen Liedern in Berührung. Später habe ich mich musikalisch weitergebildet, fühlte aber immer stärker, dass die jüdische Musik mir am nächsten war. Mit 20 Jahren wurde ich eingeladen, in   einer jüdischen Musical-Produktion als Solistin aufzutreten.

Welche Instrumente spielen Sie?

ο So natürlich wie das Atmen war die Musik für mich: Seit dem Kindergarten spielte ich Cello und Klavier. Als ich in die Schule kam, nahm ich täglich an zwei Musikstunden teil, sowohl als Mitglied eines Orchesters, des Chors und als Ensemblemitglied.

Sie singen in Jiddisch, Ladino und Iwrith. Wann haben Sie beschlossen, die Musik beruflich auszuüben? 

ο In meinen Zwanzigern habe ich begonnen jüdische Liederabende zu geben. Vor mir hat das niemand in Ungarn gemacht: Es gab Kantorengesang sowie auch israelische und Klezmer Musik, aber niemand verband all das zusammen in einer Show. Ganz unterbelichtet waren die alten, authentischen Lieder in jiddischer Sprache, die insbesondere über das einfache Leben erzählen. Ich wollte einfach den Reichtum und die Vielfältigkeit der jüdischen Kultur über die Musik transportieren – nicht nur für die jüdische Gemeinde, sondern für alle. Daher bin ich auch ständig auf der Suche nach Werken von jüdischen Autoren, nach jüdischer Thematik in Musik, aber auch Evergreens und Musicals.

Sie erwähnen im Video, dass Sie auch einen „zivilen“ Beruf haben?

ο Ja, ich unterrichte Judaistik und Hebräisch in der Schule der Jüdischen Gemeinde von Budapest. Ich mache das sehr gerne, nannte es deshalb meinen „zivilen“ Beruf, weil es nicht zu meinen künstlerischen Aktivitäten zählt.

Wie haben Sie Béla Koreny kennengelernt, der Sie jetzt für sein Programm im Akzent Theater nach Wien verpflichtet hat?

ο Béla, dieser wunderbare Musiker und Komponist, hat mich auf Empfehlung eines gemeinsamen Freundes kontaktiert. Wir haben einander sofort gut verstanden und sogleich Termine für die gemeinsamen Proben ausgemacht. 

Singen Sie zum ersten Mal in Wien?

ο Nein, genau vor zehn Jahren war ich schon beim großartigen Yiddish Culture Festival  in Wien zu Gast. Ich bin schon in vielen europäischen Ländern aufgetreten, darunter in Italien, Frankreich, Deutschland, Rumänien, Serbien und der Slowakei. Mehrere Einladungen zu Musikfestivals und anderen Events folgen in diesem Jahr. Außerdem spiele ich mit meiner eigenen Band Judit Klein and the Haverim (Judith Klein und ihre Freunde); derzeit trete ich in drei musikalischen Produktionen mit einem jüdischen Thema auf: Die eine habe ich selbst geschrieben, das ist eine lustige musikalische Komödie und heißt: Three Yiddishe Moms.


„Bei mir bist du schön“ Jüdischer Liederabend
 Judit Klein, Wolf Bachofner, Lilian Klebow und Béla Koreny

Mit dem Titel „Bei mir bist du schön“ setzt Bela Koreny seinen 4-teiligen Zyklus jüdischer Lieder fort. „Bei mir bist du schön“ hat eine lange Geschichte, ursprünglich wurde es für ein Musical geschrieben. Dann wurde es frei übersetzt, ging um die Welt und wurde ein Evergreen. Aber auch die Lieder „Der Überzieher“ (Text von Otto Reutter), oder „Der Abschiedsbrief“ von Kurt Weill sind Lieder – die immer für gute Unterhaltung sorgen. „Anatevka“ oder „Der Fiedler auf dem Dach“ sind nur einige der Songs, die von Wolf Bachofner mit der großartigen Schauspielerin und Sängerin Lilian Klebow und dem ungarischen Musicalstar Judit Klein zu hören sein werden.
Lieder, Texte und Sketche, die immer ihre Aktualität behalten und bis heute gerne gehört werden.

15. 06. um 19:30 Uhr im Theater Akzent

 

 

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