Cowboys in Israel

Sie kommen aus mehreren Staaten der USA und Ihre tief verwurzelte Überzeugung ist, dass sie als Christen verpflichtet sind, Juden auf jede erdenkliche Weise zu helfen.

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Mit ihren typischen Hüten, Hemden und Arbeitshosen fallen die amerikanischen Helfer überall auf. Vor allem aber sind sie hier, um ihre humanistische Mission zu erfüllen. © Flash 90

Anfang November 2023 bestiegen 15 Männer in verschiedenen US-amerikanischen Bundesstaaten ein Flugzeug, um nach mehr als zehntausend Kilometern und vielen Stunden später am Ben-Gurion-Flughafen in Tel Aviv zu landen. Auffallend war ihre Kleidung. Stetson-Hüte, Lederstiefel im Western-Stil, Jeanshemden und Arbeitshosen. Ihr Ziel in Israel waren die Grenzgebiete zur Westbank. Nachdem ein Foto auf Instagram von ihnen gepostet wurde, begann ein großer Medienrummel um die „Cowboys“. Gefragt, warum sie in einer Zeit der großen Unruhe nach Israel gekommen sind, hatte jeder von ihnen eine eindeutige Antwort: „An der Seite Israels zu stehen bedeutet, ‚nie wieder‘ sicherzustellen. Unsere Unterstützung für Israel wurzelt in unseren gemeinsamen Werten wie Freiheit, Demokratie, Gleichheit, Menschenrechte und Selbstbestimmung. Die Geschichte des jüdischen Volkes ist von Jahrhunderten des Leidens, der Verfolgung und Diskriminierung geprägt, die oft in Massengräueltaten gipfelten“, beschreiben die Männer den Grund für ihre Reise. „Es gibt eine Dunkelheit, die Menschen in Monster verwandeln kann, und diese Dunkelheit scheint ein besonderes Ziel im jüdischen Volk zu haben. Der 7. Oktober 2023 ist nur der jüngste in einer langen Reihe von Grausamkeiten gegen Juden, bei denen das Gesicht des Bösen für alle sichtbar wird.“

Die Cowboys sind nach Israel gekommen, um den jüdischen Bewohnern beim Wiederaufbau und der Ernte zu helfen. Die jungen Männer, meist Anfang 20, stammen aus dem Süden der USA: Tennessee, Missouri, Texas, Arkansas und Montana. Initiator dieser Reise ist HaYovel, eine Organisation christlicher Zionisten, die seit 20 Jahren mehrere hundert Freiwillige jedes Jahr nach Israel bringt, um unter anderem bei der Traubenernte zu helfen. Diese evangelikalen Christen konzentrieren sich normalerweise auf die Wiederherstellung der christlich-jüdischen Beziehungen und die Bestätigung des Rechts Israels auf das Heimatland ihrer Vorfahren. Doch nach dem Hamas-Massaker vom 7. Oktober „haben wir die krankhafte Realität verstanden, nämlich dass wir einem ernsthaften Feind gegenüberstehen und die Welt ihn nicht anerkennt“, erklärte HaYovelEinsatzleiter Joshua Waller.

Sie sind gekommen, um zu helfen: die jungen US-amerikanischen „Cowboys“ der christlich-zionistischen Organisation
HaYovel. © Flash 90

Nach ihrer Ankunft in Israel trafen sich die Cowboys mit israelischen Evakuierten aus dem Süden und richteten einen Beileidsanruf an die Eltern von Elisheva Rose Ida Lubin, der ermordeten Grenzpolizistin, die in Atlanta geboren und aufgewachsen war. Sie war ein großer Cowboy-Fan, und auf ihrem Grab liegen ein Cowboy-Hut und Stiefel.

„Die Leute nennen uns Helden, aber das sind wir
nicht. Die wahren Helden sind die Jungs in Grün.“
Ezekiel Strain

HaYovel startete die Operation Itai ursprünglich, um Geld für Sicherheitsgüter aufzubringen. Ihr Sitz in Israel befindet sich in Mehola im Westjordanland. Bisher wurden von amerikanischen christlichen Zionisten mehr als zwei Millionen US-Dollar für kugelsichere Westen, Helme, Nachtsichtferngläser, Drohnen, Taschenlampen und mehr gesammelt. Itai, der Name wurde dem Alten Testament entnommen, war der nichtjüdische Kommandeur der 600 Mann starken Armee König Davids, der im 15. Buch Samuel erwähnt wird. „Wir haben die israelischen Gemeinden gefragt, was sie brauchen, und Operation Itai hat alles möglich gemacht“, beschreibt Joshua Waller die Initiative. Darüber hinaus beschloss HaYovel, eine Gruppe von „Hardcore-Leuten“ mitzubringen, die beim Errichten von Sicherheitsstraßen, dem Bau von Lagerhäusern für Vorräte, der Lieferung von Lebensmitteln und dem Wachdienst auf den Feldern rund um die Uhr helfen sollen. Die 15 Cowboys, die nach Israel gekommen sind, wurden aufgrund ihrer Fähigkeiten in der Landwirtschaft ausgewählt. Sie haben ihre Reisekosten selbst bezahlt und sind aktive Mitglieder der Organisation HaYovel, die sich vor Ort um die Unterkunft der Männer kümmert. Die israelische Landwirtschaft befindet sich aufgrund der vor dem Krieg geflohenen ausländischen, zumeist thailändischen Arbeitskräften in einer großen Krise, gepaart mit dem Mangel an Arbeitskräften aufgrund der Einberufung israelischer Reservisten.

Tiefer Glaube und der Wunsch zu helfen. Die Cowboys arbeiten im gesamten Westjordanland sowie in den südlichen Hügeln von Hebron. Sie nehmen an den sogenannten „Farmwachen“ teil, das heißt, sie bleiben die ganze Nacht wach, um Vieh- und Schafdiebe sowie Terroristen abzuschrecken. Ezekiel Strain, einer der Cowboys, bildet in seinem Familienbetrieb im US-Bundesstaat Montana Pferde aus, die bei Rodeos geritten werden. Er und auch die anderen Männer waren bereits mehrmals zuvor in Israel. Die Cowboys sind zwischen 19 und 25 Jahren alt, sehr gläubig und haben als christliche Zionisten die Berufung, an der Seite Israels zu stehen. Ihre tief verwurzelte Überzeugung ist, dass sie als Christen verpflichtet sind, Juden auf jede erdenkliche Weise zu helfen.

Sie unterstützen die Landwirtschaftsbetriebe,
helfen beim Errichten von Sicherheitsstraßen,
bei der Lieferung von Lebensmitteln und dem
Wachdienst auf den Feldern und zahlen ihre
Reisekosten nach Israel selbst.

Auf der Farm Meshek Dor in der Nähe der israelischen Zentrale von HaYovel in Mehola, wo die Freiwilligen arbeiten, wird größtenteils biologische Landwirtschaft betrieben. Die Farm gehört zu einer religiösen jüdischen Siedlung und liegt im überwiegend ländlichen Jordantal. Das Landwirtschaftsministerium bezeichnet Südisrael als „Gemüsescheune“, weil dort mindestens ein Drittel des israelischen Gemüses geliefert wurden. Durch den Terrorüberfall war die Lieferung von Kartoffeln, Karotten, Gurken und Tomaten plötzlich in Gefahr. Im Agrarlager dieser Bauerngemeinde östlich der südisraelischen Stadt Aschdod, die wiederholt von Raketenangriffen aus Gaza getroffen wurde, arbeiten Dutzende Freiwillige, darunter sowohl Israelis wie auch Amerikaner. Sie verpacken hunderte Kartons frisch gepflückter Produkte von Bauernhöfen in der Nähe des Gazastreifens und des Westjordanlandes, das für die Lieferung nach ganz Israel bestimmt ist. Die Cowboys, die die frischen Kirschtomaten, Paprika, Petersilie, Sellerie und andere Gemüsesorten transportieren, stechen durch ihre Kleidung sofort aus der Menge. Sie und viele Freiwillige stellen sicher, dass die Ernte und damit die wirtschaftliche Lebensader nicht verloren geht.

Die Cowboys, die sechs Wochen in Israel verbringen, sagten, sie seien überwältigt von der Publizität, die ihr Besuch hervorrief, und beeindruckt von der Wertschätzung der Israelis sowie dem intensiven Gefühl der Solidarität und Einheit, das das Land durchdringe. „Es ist schön, den verbindenden Faktor zu beobachten“, sagte Ezekiel Strain. „Die Leute nennen uns Helden, aber das sind wir nicht. Die wahren Helden sind die Jungs in Grün (Anm.: Israels Soldaten).“

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