Das war doch gerade erst

Zehn Jahre und 100 Hefte: WINA feiert Geburtstag, und irgendwie ist damit ein ans Herz gewachsenes Baby groß geworden.

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Immer mal wieder meint unsere Chefredakteurin, wir könnten doch diese interviewen oder jenen. Und ich sage dann: Habe ich doch gerade erst gemacht! Und dann sehe ich nach und mein gefühltes gerade erst war vor drei Jahren oder gar vor fünf oder sechs. Die Zeit zieht an einem vorbei und man meinte, dies oder jenes sei doch noch gar nicht lange her gewesen.

WINA ist inzwischen zehn Jahre alt. Zehn Jahre! Als wir begonnen haben, WINA zu gestalten und mit interessanten Inhalten zu füllen, ging meine Tochter noch in den Kindergarten und war fünf Jahre alt. Nun ist sie 15 und geht in die Oberstufe des Gymnasiums. Sie werden so schnell groß, die Kinder, sagt man allgemein – und es stimmt. Und genauso schnell sind auch diese zehn Jahre WINA verflogen.

Die Gesprächspartner und -partnerinnen werden zunehmend jünger. Jugendliche und junge Erwachsene, die wir in der Anfangszeit von WINA als Zukunft der jüdischen Gemeinde porträtiert haben, haben nun ihren Platz in der Community gefunden. Da fällt mir zum Beispiel die Sopranistin Ethel Merhaut ein, sie war einer der Stars des diesjährigen Festivals der jüdischen Kultur, aber auch der inzwischen politisch sehr umtriebige Bini Guttmann.

Die Kehrseite der Medaille: Gespräche mit Zeitzeugen und Zeitzeuginnen werden von Jahr zu Jahr rarer.
Genau das waren und sind aber die Interviews, von denen man auch persönlich viel mitnimmt.

 

Die Kehrseite der Medaille: Gespräche mit Zeitzeugen und -zeuginnen werden von Jahr zu Jahr rarer. Genau das waren und sind aber die Interviews, von denen man auch persönlich viel mitnimmt. Man kann noch so viel über die Zeit des nationalsozialistischen Terrors gelesen haben – wenn Menschen aus ihrem Leben erzählen, das Erlebte mit einem teilen, dann sind das immer ganz besondere Momente. Diese Gespräche vergisst man nicht, sie erweitern den eigenen Horizont sehr. Und hoffentlich auch den der Leser und Leserinnen: Das ist ja so die leise Hoffnung, die wir Schreibenden immer haben. Denn wir schreiben ja nicht für uns, sondern für Sie.

Für Sie richten wir auch immer ein Potpourri an Geschichten an, und ja, da mag dem einen oder der anderen das eine oder andere gut, sehr gut oder auch einmal gar nicht gefallen. So ist das aber in einer so bunten und inhomogenen Gemeinde wie der Wiener Gemeinde eben: Und das macht sie ja auch so spannend und liebenswert. Wir alle sind unterschiedlich und haben verschiedenste Interesse – genauso bunt sind daher auch die Menschen und Themen, von denen wir in WINA erzählen. Ja, manche Hefte sind schwerer und schwermütiger als andere, die fröhlich und farbenfroh in Ihren Postkasten flattern. Die Themen Antisemitismus und das Gedenken an die Schoah gehören aber zu jüdischem Leben dazu. Und ein jüdisches Magazin reflektiert die Dinge, die eine Gemeinde beschäftigen. Es ist also nicht möglich, nur über Kunst und Kultur und erfolgreiche Entrepreneurs zu berichten und die unangenehmeren Töne einfach auszuklammern. Am Ende macht es jener Mix, der potenziell möglichst viele anspricht und auch die ganze Bandbreite jüdischen Lebens widerspiegelt. Darum bemühen wir uns jedenfalls Monat für Monat. In diesem Sinn: auf die nächsten zehn Jahre!

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