Der Glückslieferant

Für alles gibt es ein erstes Mal – aber auch ein letztes. In diesem Monat berichtet uns Royi Shwartz, Koch und Crêperie-Betreiber in Mariahilf, über bewusstseinserweiterndes Streetfood und Sterneküche als Henkersmahlzeit.

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© Ana Pozderac; Milkink Creative Studio

Royi Shwartz hat in den Küchen berühmter Köche wie Angela
Hartnett, Charlie Trotter und Gordon Ramsay gearbeitet.
Seit Anfang des Jahres betreibt der Feinschmecker aus Tel Aviv,
der am Culinary Institute of America in New York studierte,
eine angesagte Crêperie, die eine Luxusversion des beliebten
Teigfladens auf Sauerteigbasis anbietet.
Royi’s Crêperie, Hofmühlgasse 18, 1060 Wien
royiscreperie.com

Das letzte Mal,

dass ich eine Crêpe gegessen habe, war …
Ich esse jeden Tag meine Crêpes – zum Frühstück, zum Abendessen, immer in abgewandelter Form. Die Initialzündung zu diesem Thema hatte ich aber in der „Creperie de Hampstead“. Als ich in London bei Gordon Ramsay arbeitete, ging ich dort oft essen. Was holt man sich, wenn man fünf Tage die Woche bis tief in die Nacht in der Küche arbeitet? Streetfood! Und was ich dort kennenlernte, hat meine Idee von einer Crêpe total auf den Kopf gestellt. Ich wollte immer im fine dining Fuß fassen, und plötzlich fügte sich alles zusammen: meine lebenslange Leidenschaft für Sauerteigbrot etwa und das Bedürfnis, direkten Kontakt mit glücklichen Gästen zu haben. Aus der Hauben-Küche habe ich mir die Liebe für die besten und frischesten Produkte mitgenommen. Also bin ich einfach ein traiteur of happiness, ein Glückslieferant,
geworden.

Das letzte Mal, dass ich Tel Aviv vermisst habe, war …
Jeden Tag! Am meisten vermisse ich meine Familie. Der einzige Grund, der für Wien als Standort sprach, war, dass man in vier Stunden wieder zu Hause ist (lacht). Denn eigentlich ist diese Stadt der schlimmste Ort für einen Streetfood-Laden, weil es einfach keine Kultur dafür gibt.

© Ana Pozderac; Milkink Creative Studio

Das letzte Mal, dass ich das Kochen der Haute Cuisine vermisst habe, war …
Die harte Arbeit in der Sterneküche vermisse ich kein bisschen, da lobe ich mir meine jetzige Freiheit. Und an den Tagen, an denen ich frei habe, koche ich mir eben etwas Schickes mit guten Zutaten und funky Maschinen.

Das letzte Mal, dass mir in der Küche etwas richtig misslungen ist, war …
Das passiert mir täglich! Aber nicht nur beim Kochen. Vor einigen Tage hatte ich etwa das Pech, einen Charge Müllsäcke mit Loch am Boden gekauft zu haben: So ergoss sich der
ganzen Mist nach Feierabend über die Straße …

Das letzte Mahl, das ich mir wünschen würde, wäre …
Das ist einfach: Ich würde gerne meine erste Begegnung mit der Michelin-Sterneküche wiederholen, die 2002 stattfand. Und zwar den ganzen Abend: das Menü, die Getränke und der Service im ausgezeichneten New Yorker Restaurant von Daniel Boulud.

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